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Von Null auf Halbmarathon


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Bamberg, Mittwoch, 07. Februar 2018

Der Bauch hing überm Gürtel, der Rücken schmerzte - Grund genug für Wolfgang Grandjean loszulaufen. Er hat das Programm "Lauf geht's" entwickelt und spornt nun auch in Bamberg und Coburg die Unsportlichsten zum Laufen an. Wir haben mit ihm gesprochen.


Wolfgang Grandjean ist Hobbykoch und Genussmensch. Laufen war nicht wirklich sein Ding. Er hatte 20 Kilogramm zu viel, Rückenschmerzen plagten ihn und sein Bauch quoll über den Gürtel. Zeit, etwas zu verändern. Warum er das Programm "Lauf geht's", welches nun auch in Bamberg und Coburg startet, entwickelte, wie er dadurch zehn Kilo abgenommen und den inneren Schweinehund überwunden hat, verrät er im Interview.

Sie haben das Programm "Lauf geht's" erfunden - wie kam es dazu?
Wolfgang Grandjean: Mir ging es persönlich wie vielen unserer Teilnehmer. Ich hatte in der Jugend viel Sport gemacht. Dann kamen die Arbeit, die Kinder und keine 20 Jahre später waren auch 20 Kilo mehr auf der Waage. Dazu Bandscheibenprobleme und Bluthochdruck. Also wollte ich etwas tun. Fürs Laufen braucht man sich nicht an feste Zeiten zu halten. Rein in die Schuhe und los. Aber dann fängt es an zu regnen, dann tun die Beine weh...Man hört viel zu schnell wieder auf. Da kam mir die Idee mit einem festen Programm, mit einem festen Trainingsplan und einem klaren Ziel, auf das man hinarbeitet. Und alles gespickt mit viel Motivation in der Gruppe.

Was war Ihre Motivation, wieder mehr Sport zu machen?
Wenn sich die Hemdengröße auf einmal "Comfort fit" nennt, ist das die höfliche Umschreibung, dass man viel zu dick ist. Ich wollte wieder fit werden. Vielleicht nicht mehr unbedingt wie mit 18, aber zumindest, dass mir nicht so schnell die Puste ausgeht.

Hat Sport Ihr Leben verändert?
Mit dem Programm habe ich rund zehn Kilo abgenommen. Die regelmäßigen Mobilisierungs- und Stabilisierungsübungen haben dazu geführt, dass ich kaum mehr zum Physiotherapeuten muss. Blutdrucksenker konnte ich nach einem halben Jahr absetzen. Das Wichtigste aber: Ich bin heute fitter und vor allen Dingen ausgeglichener.

Worum geht es bei dem Programm?
"Lauf geht's" ist kein reines Laufprogramm, eher ein Gesundheitsprogramm. Es kombiniert moderne Trainingslehre, die auch HIIT-Einheiten (Anm. d. Red.: HIIT= Hochintensives Intervalltraining), Faszientraining und den Aufbau einer stabilen Mitte fördert und das mit neuester Ernährungslehre und einem entzündungssenkenden Gewürzkonzept. Das Ganze wird angereichert durch Motivation in der Gruppe.

Was ist bei dem Training besonders wichtig?
Nichts zu übertreiben. Der Körper muss langsam an die neue Belastung herangeführt werden. Die Übungen sind einfach, so dass sie jeder schafft. Aber sie sind nicht minder effektiv. Uns geht es darum, dass die Teilnehmer die Freude an der Bewegung zurück entdecken. Und das wirkt. Einer Umfrage der AOK zufolge bleiben 90 Prozent der Teilnehmer auch nach Ende des Programms dem Laufen treu.

Welche Rolle spielt Ernährung in den sechs Monaten?
Die Ernährungslehre von Dr. Wolfgang Feil habe ich persönlich anfangs unterschätzt. Unsere Teilnehmer fangen an, bewusster und gesünder zu essen. Ohne in irgendeiner Form zu hungern oder Diät zu halten. Das ist gar nicht notwendig. Unsere Gewürzempfehlungen wirken gleichzeitig entzündungssenkend. So können wir typische Trainings-Begleiterscheinungen wie Knieschmerzen oft schon im Keim ersticken.

Wie sind die Trainingseinheiten aufgebaut?
Wir trainieren in unterschiedlichen Leistungsgruppen. Wichtig dabei: Unser Training ist nicht kilometer-, sondern zeitbasiert und abhängig vom persönlichen Trainingspuls. So läuft ein Teilnehmer in 15 Minuten vielleicht nur 1,5 Kilometer, ein anderer drei Kilometer. Aber niemand überfordert sich. In den ersten Wochen werden nur drei Mal fünf Minuten, drei Mal sieben Minuten, dann drei Mal zehn Minuten gelaufen, kurz vor dem Halbmarathon sind es dann zwei Stunden am Stück.

Für wen ist das Programm geeignet?
Für Einsteiger, für Wiedereinsteiger, für Schlank-werden-woller, für alle, die ihrer Gesundheit etwas Gutes tun wollen.

Und am Ende schaffen alle Teilnehmer den Halbmarathon?
Etwa 20 Prozent der Teilnehmer empfehlen wir in der Trainingswoche 16, lieber am 10-Kilometer-Lauf teilzunehmen, weil sie für den Halbmarathon doch nicht fit genug sind. Das kann daran liegen, dass sie sich zwischenzeitlich verletzt hatten oder dass sie sich nicht wirklich an den Trainingsplan gehalten haben. Aber die zehn Kilometer schaffen sie dann mit Bravour. Übrigens: Man kann auch zwischendrin in den Urlaub fahren und krank werden. Das haben wir eingeplant. Wer unseren Plan zu 75 Prozent beherzigt, schafft den Halbmarathon unter drei Stunden.

Das Gespräch führte
Lisa Kieslinger