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Von Menschen, die Mut machen


Autor: Klaus Schmitt

Zeil am Main, Freitag, 07. Oktober 2016

Der Bamberger Journalist und Fotograf Till Mayer zeigt im Dokumentationszentrum "Zeiler Hexenturm" Personen, die durch Krieg oder dessen Auswirkungen zu Behinderten wurden. Der 44-Jährige beschreibt "Barriere: Zonen".
Till Mayer vor Bildern seiner Ausstellung "Barriere: Zonen" im Gespräch mit der Dritten Bürgermeisterin der Stadt Zeil, Christl Pottler (ÜZL). Sie hält es mit Blick auf die Reportagen und Fotos des Bamberger Journalisten für wichtig, dass behinderte Menschen heute nicht mehr versteckt werden, wie es vor Jahren geschah. Und Christl Pottler weiß, wovon sie spricht, denn sie war 40 Jahre in der Pflege tätig. Auf der linken Ausstellungstafel ist der querschnittsgelähmte Osama aus Syrien zu sehen, der trotz seiner Behinderung Flüchtlingen hilft.  Foto: Klaus Schmitt


Klaus Schmitt

Zum Beispiel Osama: Der Mann wurde im syrischen Bürgerkrieg von einem Raketentreffer schwer verletzt. Er ist querschnittsgelähmt. Osama hat sich aber nicht aufgegeben. Er half - trotz seiner Behinderung - seinem Onkel dabei, einen Betrieb aufzubauen, und trug dazu bei, dass andere Menschen eine Arbeit haben. Besonders beeindruckend findet Till Mayer, dass sich Osama zudem um Flüchtlinge kümmert. Der Syrer hilft Menschen, die ihre Heimat verloren haben und Unterstützung brauchen.


Humanitäre Situation

Solche Menschen wie Osama sind es, die Till Mayer mit seinen Fotos und Reportagen porträtiert. Der 44-jährige Journalist beschreibt Menschen, "die Mut machen". Sie seien "schon Macher", sagt er über die behinderten Personen, die ihr Schicksal angenommen haben und versuchen, ihr Leben zu meistern. So gut es eben geht. In Gebieten, die zerstört sind. In Regionen, die unter den Auswirkungen von Konflikten leiden. In Zonen, in denen Menschen aus wirtschaftlichen Gründen ausgebeutet werden. "Mir geht's darum, die humanitäre Situation der Betroffenen darzustellen", bezeichnet Mayer als Motivation für seine Arbeit.


13 großformatige Tafeln

Der Bamberger Till Mayer schreibt Reportagen über diese Menschen und hält ihr Leben in Bildern fest. Am Donnerstagabend wurde im Dokumentationszentrum "Zeiler Hexenturm" eine Ausstellung mit seinen Arbeiten eröffnet. "Barriere: Zonen" heißt die Ausstellung. Im Ausstellungsraum des Dokumentationszentrums werden auf 13 großformatigen Tafeln behinderte Menschen dargestellt. Es wird gezeigt, wie sie zu Behinderten wurden und wie sie damit leben.
Es ist der Themenkomplex "Krieg, Konflikte, Behinderte", der Till Mayer interessiert. Er geht der Frage nach: Was bedeutet das Thema Krieg für Menschen mit Behinderung? Er schildert, wie Menschen mit ihrer Behinderung leben (können) in Regionen, in denen es keine Regelungen wie in Deutschland gibt, die diesen Menschen Unterstützung zusichern.
Till Mayer arbeitet mit der Hilfsorganisation "Handicap International" zusammen. Über diese Organisation bekommt er Kontakt zu den Menschen mit Behinderung. Er reist weltweit in Krisen- und Kriegsgebiete und erzählt ihre Geschichten.
Ist das nicht gefährlich? Die Gefahr "hält sich in Grenzen", sagt der 44-Jährige. Es sei noch nie auf ihn geschossen worden, schildert er. Aber vorsichtig müsse man sein, weiß der Reporter, und ein paar Regeln für die eigene Sicherheit beachten.
Vorsichtig muss er auch dabei sein, dass er seine Interviewpartner nicht in Gefahr bringt. Während er nach Deutschland zurückreisen kann, müssen sie weiter in Krisen- und Kriegsgebieten leben, teilweise nahe bei den Menschen, die vielleicht für ihr Schicksal und ihre Behinderung verantwortlich sind.
Die Bilder, die Mayer zeigt, sind ausschließlich Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Warum schwarz-weiß und nicht farbig? Angesichts der heutigen medialen Flut und der Vielzahl von Bildern und Reizen in allen Farben glaubt Till Mayer, dass Schwarz-Weiß-Aufnahmen "ein bisschen entschleunigen" und das Wesentliche in Szene setzen.


Beim Roten Kreuz

Menschen mit Behinderung waren schon immer ein Thema für Till Mayer, wie er am Donnerstagabend am Rande der Ausstellungseröffnung berichtet. Seine Mutter war Sozialarbeiterin und er ist nach wie vor beim Roten Kreuz aktiv.
Ein Ziel seiner Arbeiten ist auch, junge Menschen anzusprechen. Für sie ist Krieg oft weit weg, zeitlich und räumlich. Aber Mayer hält es für wichtig, dass sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen, um den Wert zu erkennen, den Demokratie, Frieden und Freiheit haben, und diese Werte sind nach seiner Ansicht nicht selbstverständlich. Er sorgt sich, dass es in Europa heute wieder Tendenzen gibt, "die mir Angst machen".