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Von Liebe, Trennung, Wut und Tod


Autor: Klaus Klaschka

Kulmbach, Montag, 18. März 2019

Der Philharmonische Chor Bayreuth und die Hofer Symphoniker begeisterten in der Dr.-Stammberger-Halle.
Werke russischer Komponisten brachten der Philharmonische Chor Bayreuth und die Hofer Symphoniker in der Dr.-Stammberger-Halle zu Gehör. Als Solist glänzte dabei der Bassbariton Andrew Nolen (vorne im Bild). Foto: Klaus Klaschka


Drei Werke russischer Komponisten standen auf dem Programm des Frühjahrskonzerts des Philharmonischen Chors Bayreuth und der Hofer Symphoniker unter der Leitung von Torsten Petzold. Solist des Abends war der Bassbariton Andrew Nolen, der in zwei Stücken eine phänomenale Partie hinlegte.

Dmitri Schostakowitsch hat 1974 elf Gedichte von Michelangelo vertont und zu einer Suite zusammengestellt. Zunächst nur mit Klavierbegleitung gedacht, wurde die Suite op. 145 im gleichen Jahr noch orchestriert. In dieser, seiner drittletzten vollendeten Komposition war Schostakowitsch zwar von den Gängelungen der Zeit Stalins befreit, hat das ihm zuvor aufoktroyierte "Heroische" in seiner Musik abgelegt, und neigt nun, vielleicht im Nachklang der ihm unter Stalin widerfahrenen psychischen Verletzungen, musikalisch zu einer gebrochenen und spröden Klangsprache.

Die Auswahl der Texte mag ein Übriges zur Musik beigetragen haben; Texte, in denen es unter anderem um Liebe, Trennung, Wut, Tod und einen Verbannten geht. Die Partitur bleibt eher kammermusikalisch. Die Kontrabässe dominieren in weiten Passagen, gelegentlich lassen die Violinen mit der Celesta einige Lichtblicke aufblitzen, die eher sporadisch eingesetzten Bläser brechen oft dissonant hervor.

Bestechende Ausdauer

Die "Hauptlast" der Musik in diesem 40-minütigen Stück trägt die Gesangsstimme, die Andrew Nolen bravourös vor- und austrug. Hier machte sich die Opernerfahrung des Absolventen des Juilliard Opera Centers klar bemerkbar. Nicht nur in der Differenzierungsfähigkeit seiner Stimme, sondern auch im bestechend starken Durchhaltevermögen.

Leichter klingen hingegen die vier "Polowetzer Tänze" aus der Oper "Fürst Igor" von Alexander Borodin. In deren originaler Fassung zeigte der Philharmonische Chor ein gerüttelt Maß an Wendigkeit und gut einstudierter Stimmdisziplin, die sich im weiteren Werk des Abends fortsetzte: Sergej Rachmaninows weltliche Kantate "Der Frühling" für Bariton, gemischten Chor und Orchester op. 20.

Das Werk ist klanglich zwar weitaus weniger dramatisch und intensiv als Rachmaninows geistliche Chorstücke, die, dem Gesang der orthodoxen Kirche geschuldet, ziemlich schwer wiegen.

Dennoch verlangt die durchaus komplex verwobene Komposition sowohl dem Chor als auch dem Solisten (abermals Andrew Nolen) mehr Intensität und Konzentration ab.

Insbesondere für die Sopranstimmen des annähernd 70-köpfigen Chors kein Hindernis. Insgesamt zeichneten sich der Philharmonische Chor und die Hofer Symphoniker als wunderbar eingespieltes Team aus, von Torsten Petzold immer exzellent in Szene gesetzt.