Druckartikel: Von Bratwürsten und Bier

Von Bratwürsten und Bier


Autor: Klaus-Peter Gäbelein

Herzogenaurach, Donnerstag, 17. Oktober 2019

Wie lebten unsere Vorfahren? Wie sah ihr Alltag aus, wie ihre Kleidung und vor allem: Was kam bei "den Alten" auf den Tisch? Auf letztere Frage hatte die oberste Heimatpflegerin Mittelfrankens, Andrea...


Wie lebten unsere Vorfahren? Wie sah ihr Alltag aus, wie ihre Kleidung und vor allem: Was kam bei "den Alten" auf den Tisch? Auf letztere Frage hatte die oberste Heimatpflegerin Mittelfrankens, Andrea Kluxen, bei ihrem Vortrag "Festtagsschmaus und Einheitsbrei" beim Heimatverein eindeutige und interessante Antworten.

Die Referentin startete ihre Ausführungen mit dem wichtigsten Gerät, das dem mittelalterlichen Menschen früher bei seinen Mahlzeiten zur Verfügung stand: dem Löffel. Er war gleichzeitig ein Statussymbol und wurde gehütet wie der Augapfel. Wer "den Löffel abgab", um den war es geschehen und deshalb war der Löffel häufig auch eine Grabbeigabe.

Sehr beliebt waren schon im Mittelalter die fränkischen Bratwürste, die man in allen fränkischen Regierungsbezirken, in Thüringen sowie in der Oberpfalz besonders schätzte. Bereits im 14. Jahrhundert hatte der Nürnberger Rat festgelegt, dass sie nur aus Brät (klein gehacktem Fleisch) und festgelegten Gewürzen hergestellt werden dürfen. Auch die Gewürzzutaten waren genau reglementiert und Gleiches galt für die Größe, die jedoch regional schwankte: in Nürnberg waren sie so groß und dick wie ein Finger, in Coburg durften oder mussten sie 30 Zentimeter lang sein und in Sulzfeld am Main kann man heute noch die Meterbratwurst genießen, die geringelt in der Pfanne gegart wird.

Abwechslung auf dem herkömmlichen Mittagstisch brachten lediglich Fest- und Feiertage, Kirchweihen sowie die reichhaltigen Gelage nach Begräbnissen. Beim Leichenschmaus wurde nicht gespart. Da duftete es in den Küchen schon ab und zu nach Rinder- oder Gänsebraten, nach Küchle, die in Fett (Butterschmalz) ausgebacken wurden.

Außergewöhnlich waren die Festessen bei städtischen Ratswahlen. 1671 tafelte man in Herzogenaurach fünf Tage lang und 1710 wurden unter anderem zwei Lämmer, "zwei Ferklein", elf junge Hühner, zwei Gänse, vier Paar Tauben, verschiedene Vögel (z. B. Lerchen!), Schnepfen und Wildbret serviert. Daneben gab es 16 Pfund Karpfen, drei Hechte und man trank 125 Maß Tischwein, zwei Eimer zu 22 Maß Bier und weitere 42 Krüge zu zwei Maß Bier.

Apropos Bier: Im 19. Jahrhundert entwickelte man Konservierungs- und Kühlmethoden (Eisschrank mit Stangeneis) wie das Einweckglas oder die Konservendose. Nicht nur Speisen wurden nun gekühlt und haltbar gemacht, auch die Bierbrauer profitierten davon. In Nürnberg stieg der Bierverbrauch pro Kopf im 19. Jahrhundert auf 200 Liter im Jahr. Selbst in der Literatur fand das fränkische Bier Erwähnung, das im 19. Jahrhundert bis in die USA geliefert wurde: Karl Mays Held Old Shatterhand verlangte in einem seiner Romane nach "dem guten Erlanger Bier". Klaus-Peter Gäbelein