Druckartikel: "Von Barmherzigkeit allein kann niemand leben"

"Von Barmherzigkeit allein kann niemand leben"


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Mittwoch, 22. April 2015

Pressig — Rund um das Thema Pflege drehte sich der Seniorentag der SPD-Arbeitsgemeinschaft "60 plus". Die Veranstaltung zeigte die Problematik der demografischen Entwicklung ebenso...


Pressig — Rund um das Thema Pflege drehte sich der Seniorentag der SPD-Arbeitsgemeinschaft "60 plus". Die Veranstaltung zeigte die Problematik der demografischen Entwicklung ebenso auf wie die steigenden Kosten für immer höhere Qualitätsansprüche.
Moderator Hans Parnickel forderte für jede Gemeinde einen Seniorenbeauftragten. Die Gesellschaft müsse mehr auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftige eingehen.
Der Direktor der AOK-Direktion Coburg, Christian Grebner, zeigte auf, wie umfangreich der Begriff Pflege ist. Nicht nur die Betreuung im Altenheim gehöre dazu, sondern auch die häusliche Pflege oder das betreute Wohnen. Ein Problem, das ständig größer werde, sei der Anstieg der Zahl der Demenzerkrankung in jüngster Zeit.
Seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 wurden Grebner zufolge ständig Verbesserungen und Reformen durchgeführt, und dennoch würden die Herausforderung an die Politik steigen. Regionale und personelle Strukturen müssten angepasst werden.
Als die vier Elemente der Pflege nannte Grebner die Finanzierung, die Dynamisierung der Leistungen, die Stärkung der häuslichen Pflege und mehr stationäre Betreuungskräfte. Die Pflegeversicherung sei eine Pflichtversicherung zur Absicherung des Risikos, pflegebedürftig zu werden.
Der AOK-Direktor zeigte auch auf, wann Kinder für ihre Eltern zahlen müssen, und errechnete bei einer Rente von rund 750 Euro und einen Pflegeheimanspruch bei Pflegestufe 3 eine Deckungslücke von 800 Euro im Monat. Detaillierte Informationen gebe es in verschiedenen Beratungsbüros.

"Müssen uns wehren"

MdL Klaus Adelt verteidigte die Kosten, die für Pflege entstehen, "denn nur von Barmherzigkeit und christlicher Nächstenliebe kann niemand überleben". Es müsse aber klar sein, dass die Pflegeversicherung keine Vollkasko sei. Es komme wohl niemand an einer Zusatzversicherung vorbei. Adelt forderte "Barrierefreiheit, wo es nur geht" und ein Umdenken auch im architektonischen Städtebau.
Hans Parnickel verwies als Bundesvorsitzender der Senioren der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft darauf, dass alles teurer werde, das Rentenniveau aber ständig sinke. "Nicht mit uns", rief er, sonst sei die Altersarmut vorprogrammiert. "Wir müssen uns wehren."
Alleinunterhalter Georg Horn umrahmte den Nachmittag. eh