Vom Wächter zum Rächer mutiert?
Autor: Udo Güldner
Bamberg, Montag, 28. Oktober 2019
Ein Justizangestellter steht vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen er habe Häftlinge zu Gewalt gegenüber einem Mithäftling angestiftet.
Es wird eng für einen Justizvollzugsbeamten, der unter dem Verdacht steht, einen Gefangenen in der JVA Bamberg dazu angestiftet zu haben, einen anderen zu verprügeln. Als Lohn sollte eine Ration Tabak winken.
Nach zwei Verhandlungstagen ließ Staatsanwalt Martin Barnickel durchblicken, dass er die Vorwürfe für bewiesen hält. Dem Beamten droht bei einer Verurteilung wegen Körperverletzung im Amt eine mindestens sechsmonatige Freiheitsstrafe. Damit wäre seine berufliche Laufbahn hinter Gittern abrupt beendet.
Es ist Mitte Juni in der JVA Bamberg. Ein 21-jähriger Iraner wird in die U-Haft eingeliefert. Er steht unter dem Verdacht, nur kurz zuvor ein 14-jähriges Mädchen im Aufzug an der Kettenbrücke sexuell belästigt zu haben.
Der mutmaßliche Sexualstraftäter kommt in eine eigene Zelle, wird von den anderen Häftlingen isoliert. Ihm wird nahegelegt, sich eine Geschichte auszudenken, warum er hier ist. Am besten sei etwas mit Körperverletzung, da werde wenig nachgefragt.
Es dauert aber nicht lange, bis sich herumspricht, warum der junge Mann wirklich einsitzt. Das macht ihn bei seinen Nachbarn nicht wirklich sympathisch. Was dann kommt, das erklärten mehrere Zeugen der Strafrichterin Magdalena Becker.
Eines Nachmittags sind vier "Hausarbeiter" im Zellenbau 2 unterwegs. Sie sind besondere Gefangene, die in der JVA arbeiten und sich deshalb frei bewegen können - auch wenn ihre Mithäftlinge schon längst wieder in ihren Zellen eingeschlossen sind.
Sie kommen daher auch in den Bereich, in dem sich der mutmaßliche Sexualstraftäter befindet. Dort betritt einer von ihnen den Haftraum. Er sitzt wegen Körperverletzung in Bamberg ein. Es dauert nur wenige Sekunden.