Vom Untergang alter Dörfer im Haßgau
Autor: Gerhard Schmidt
, Mittwoch, 19. November 2014
Maroldsweisach — Diesmal hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte Hofheim über den Tellerrand geschaut. Die Gruppe trifft sich regelmäßig im ehemaligen Rathaus, um nicht nur in der Ver...
Maroldsweisach — Diesmal hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte Hofheim über den Tellerrand geschaut. Die Gruppe trifft sich regelmäßig im ehemaligen Rathaus, um nicht nur in der Vergangenheit zu forschen, sondern auch, um Erkenntnisse an die Bevölkerung weiterzugeben.
So lockte der Leiter des Arbeitskreises, Hans-Hermann Dressel, viele Besucher mit seinem Vortrag "Wüstungen im Haßgau" an. Wie Dressel ausführte, gab es fünf Perioden, in denen ganze Dörfer untergingen. Das ging von Totalverwüstungen (Gerlachsdorf) bei Königsberg bis zur Wiederbesiedelung (Gresselgrund), Markt Maroldsweisach.
Der Grund und Boden dieser Siedlungen wurde, wie Dressel aus alten Unterlagen herausgefunden hatte, im Gewohnheitsrecht von benachbarten Dörfern aus bewirtschaftet oder sie wurden oft wieder von der Natur "verschlungen", so Lindach oder Steberich im Staatswald bei Ermershausen.
Später übernahmen die Grundherren wie Fürstbischof, ritterschaftlicher Adel oder Klöster das Land und übergaben es Bauern zur Nutzung, die dann Zehnt zu zahlen hatten.
Genaue Angaben über die Wüstungen gibt es kaum, denn die Aufgabe der Dörfer und Weiler zog sich oft über Jahrzehnte hin. Kriege und Fehden, Seuchen und Hungersnöte oder auch wirtschaftliche und ökologische Gründe gab es zur Auflassung ganzer Ortschaften.
Schlimme Zäsuren
Man weiß heute nicht, so Dresse, warum die eine Ortschaft bis heute besteht, während andere Siedlungen untergingen. Man denke nur an den Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648, in dem die Schweden und Kaiserlichen immer wieder durchs Land zogen und Verwüstungen hinter sich ließen. Aber auch der "Schwarze Tod", die Pest, entvölkerte ganze Landstriche.
Oft hatten die Haßgaubewohner unter Katastrophen und Hungersnöten zu leiden.
Schon in früheren Zeiten wird von Landflucht geredet, weil die Leute auf dem Land sich in größere Siedlungen flüchteten, um überleben zu können.
Der historische Atlas von Bayern aus dem Jahr 1963 weist 17 lokalisierte Wüstungen in unserem Gebiet aus. Das geht von Arlsbach bei Aidhausen bis Diermarsgesez bei Ibind. Viele Flurnamen und Waldabteilungen weisen auf Wüstungen hin.
In Lindach bei Ermershausen waren nach dem Krieg noch ein Torbogen, der Eckstein von Gebäuden und Restmauern sichtbar. Damals gab es noch keinen durchgreifenden Denkmalschutz und der Staat nutzte den "Bauschutt" zum Waldwegebau. Zum Beispiel wurde aus "Mittelsulzbach", im Ermetztal gelegen, die heutige Fuchsmühle, ein Einzelgehöft zwischen Birkenfeld und dem Hofheimer Stadtteil Sulzbach. gsch