Vom Provinz-Werk zum Global Player
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Samstag, 25. Juni 2016
Die früheren Eigentümerwechsel bei FTE Automotive wirkten sich in der Führungs-Etage und in der Stadtkasse aus. Ein Blick auf die Entwicklung der Unternehmensgruppe, die trotz mancher Schwankungen enorm an Wert zugelegt hat.
7,3 Millionen Euro. So viel hat die Stadt noch nie an Gewerbesteuern eingenommen. Diese Rekordsumme füllte 2007 das Stadtsäckel. Hauptzahler war - wie immer seit Beginn der Produktion - FTE (vormals "der Kufi"). Damals war Klaus Gockler FTE-Geschäftsführer, der sich noch an die Gespräche zusammen mit seinem Finanzchef Willems beim Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft, Klaus Ebert, und Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) erinnert. Goldene Jahre. Für Firma und Stadt. Im laufenden Jahr rechnet der Kämmerer Horst Junge gerade mit der Hälfte dieser Summe. "Und da darf nichts passieren", orakelte schon bei der Haushaltsberatung Ende April Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD).
Bürgermeister kennt Situation
Was Hennemann damals meinte, war allen klar: Ein möglicher Verkauf von FTE, wie nunmehr als Fakt angekündigt, drückt zumindest einige Jahre auf den Stadt-Haushalt. Bei den fünf Verkäufen seit 1993 zuvor zeigte sich jeweils ein deutlicher Rückgang der Gewerbesteuer im Jahr des Verkaufs bzw. in den Folgejahren, die zum größten Teil vom größten Arbeitgeber weit und breit überwiesen wird. Von FTE. Wenn bei einem Eigentümerwechsel der Kaufpreis das Betriebsergebnis belastet, sinkt folglich auch das Steueraufkommen.
Deswegen hatte Hennemann auch lange mit der Idee eines Börsenganges von FTE geliebäugelt, wie er zwischenzeitlich in Betracht gezogen worden war, wodurch frisches Geld in die Firmengruppe gepumpt worden wäre.
Optimistische Perspektiven
Doch zwischenzeitlich hat sich der einstige FTE-Betriebsratsvorsitzende Hennemann mit der neuen Konstellation angefreundet. "Ich sehr mehr Chancen als Gefahren." Von der Produktpalette her passe FTE Automotive bestens in Portfolio des Weltkonzerns aus Frankreich, der in 29 Ländern aktiv ist. "Gerade im Bereich aftermarket (Ersatzteile) ist FTE so gut aufgestellt, dass davon sogar Valeo profitieren kann", weiß Hennemann aus Erfahrung und zollt damit der bisherigen Geschäftsführung höchstes Lob, die "FTE in den zurückliegenden Jahren gut ausgerichtet und aufgestellt hat".Dies kommt auch im bemerkenswert hohen Kaufpreis zum Ausdruck, der Bain Capital und dessen Anlegern eine saftige Rendite in die Kassen spülte. Das Achtfache des Gewinns (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), der für 2016 erwartet wird, hat Valeo hingeblättert, wird aus einer Firmenveröffentlichung der Franzosen deutlich.
Zuversichtlich überwiegt auch bei Hennemanns Nachfolgerin im Betriebsrat, Sonja Meister, nach einer ersten Besprechung mit Vertretern aus der Chefetage des neuen Eigentümers. Die Betriebsratsvorsitzende: "Wir sehen durch diesen Eigentümerwechsel mehr Chancen als Risiken. Aus den Gesprächen haben wir einen positiven Eindruck mitgenommen und sehen der Zukunft optimistisch entgegen."