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Vogelzüchter Kretz ist Doppel-Weltmeister


Autor: Heike Schülein

Küps, Freitag, 03. April 2020

Für Horst Kretz hätte das Jahr nicht besser beginnen können: Der leidenschaftliche Züchter aus Schmölz hat bei der 68. Vogelzucht-Weltmeisterschaft im portugiesischen Matosinhos Ende Januar Ende zwei ...
Vogelzüchter Horst Kretz (links) präsentiert seine WM-Medaillen. Mit ihm freut sich VZV-Vorsitzender Karl-Heinz Rehm über den größten Erfolg eines Mitglieds in der Vereinsgeschichte. Foto: Heike Schülein


Für Horst Kretz hätte das Jahr nicht besser beginnen können: Der leidenschaftliche Züchter aus Schmölz hat bei der 68. Vogelzucht-Weltmeisterschaft im portugiesischen Matosinhos Ende Januar Ende zwei Weltmeister-Titel errungen.

Hoch dekoriert präsentierte der 60-Jährige nun bei der Monatsversammlung des Vogelzucht- und Schutzvereins (VZV) Kronach stolz seine beiden Weltmeister-Medaillen, die er für seine PK Schweizer Frise (362 Punkte) sowie C Grünfink lutino (367 Punkte), jeweils in Kollektion, errungen hatte.

Bei der Weltmeisterschaft waren mehr als 22 000 Vögel aus aller Welt zu bewundern. Die Preisrichter hatten die Tiere nach Aussehen, Gesamterscheinung und weiteren Kriterien beurteilt.

Bei der Zusammenkunft zeigte sich VZV-Vorsitzender Karl-Heinz Rehm stolz auf diesen geschichtsträchtigen Erfolg, konnte doch erstmals überhaupt ein Vereinsmitglied einen Weltmeistertitel erringen - und das nun sogar doppelt. Ein solcher Zuchterfolg kommt jedoch nicht von ungefähr. Vielmehr steht dahinter, wie Horst Kretz erläuterte, ein großer Zeit- und Arbeitsaufwand.

Schon mit elf Jahren begonnen

"Das Schönste ist für mich, jeden Morgen vom Gezwitscher meiner Vögel geweckt zu werden", erklärt der 60-Jährige, der seit 1976 organisiertes Mitglied im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchter-Bund (DKV) ist. Seitdem stellt er seine Farb- und Positurkanarien, Exoten und Neophemen aus - und das sehr erfolgreich. "Mein Vater hat schon Vögel gezüchtet. Ich bin quasi damit aufgewachsen. Im Alter von etwa elf Jahren begann ich selbst mit dem Züchten", verrät der Tierfreund.

Seine gefiederten Schönheiten hält er im Haus oder in seinem Garten. Vögel seien gesellige und liebenswerte Hausgenossen, wenn ihre artgemäßen Bedürfnisse und ihre natürlichen Verhaltensweisen beachtet werden. Jede Vogelart sei anders und erhalte ein spezielles Futter. "Auch ihre Unterbringung ist verschieden", erklärt der Vogelzüchter, warum er beispielsweise einige Vögel in überdachten, mit Wetterschutz versehenen Volieren hält und andere nicht. "Einige möchten auch mal vom Regen nass werden", meint er und ergänzt schmunzelnd: "Menschen haben ja auch eine Badewanne. Etwas Regen zwischendurch ist doch nicht schlecht, oder?"

Für ihn sei die Vogelzucht das schönste Hobby überhaupt. Jedem, der sich darauf einlässt, müsse aber klar sein, dass Vogelzucht mit einem großen Zeit-, Arbeit- und Geldaufwand verbunden ist. Man müsse wirklich mit Freude und Interesse dabei sein. Und natürlich müsse man auch den entsprechenden Platz dafür haben.

Verschiedenste Länder bereist

"Ein wenig Verrücktheit gehört sicherlich auch dazu", sagt er schmunzelnd. Für den Besuch verschiedener Schauen nehme er erhebliche Anfahrtswege auf sich. Während der Saison - Ende Oktober bis Mitte Dezember - sei er eigentlich jedes Wochenende unterwegs. Dazu kämen noch die deutsche Meisterschaft und die Weltschau, die beide Anfang Januar stattfänden und jedes Jahr woanders abgehalten würden.

Für den Besuch der Weltmeisterschaften reiste Kretz schon in die verschiedensten Länder und errang schöne Erfolge. "Das ist schon anstrengend. Aber man muss sich ja weiterbilden und schauen, was es Neues gibt, auch in Sachen neues Zuchtmaterial", meint er. So kaufe er auch hin und wieder Tiere dazu, jedoch nur zu einem moderaten Preis. Die Preise könnten schon erheblich sein. Aber allzu teure Vögel würde er selbst nicht kaufen.

Ein Draufleggeschäft

"Der Aufwand ist schon enorm. Ich gehe jeden Morgen und Abend zu meinen Vögeln. Da kommen täglich für das Füttern und Saubermachen zwei bis drei Stunden zusammen", berichtet er. An den Wochenenden erledige er weitere anfallenden Arbeiten wie Reparaturen. Wenn man die Kosten zusammenrechnet, sei die Vogelzucht für ihn ein Draufleggeschäft. Aber das sei wohl bei den meisten Hobbys so. Den Zeit- und Arbeitsaufwand dürfe man sowieso nicht rechnen. Belohnt für seine Mühen werde er mit gesunden und schönen Tieren und natürlich mit Erfolgen.

Hobby mit Suchtpotenzial

"Natürlich ist es schön, wenn meine Vögel Preise erringen. Das betätigt, dass man bei der Zucht vieles richtig gemacht hat. Aber ich mag alle meine Tiere, auch die nicht ganz so erfolgreichen. Man kann nicht immer ganz vorne stehen. Das Feld liegt sehr dicht beieinander. Bei der Bewertung geht es darum, einem vorgegebenen Standard so nahe wie möglich zu kommen. Das sind oft nur Nuancen, die ein Laie gar nicht erkennen würde", verdeutlicht Kretz.

Von dem Hobby komme man, wenn man einmal damit angefangen hat, kaum wieder los. Sicher zeigt er sich, dass eine gewissenhafte Vogelzucht durchaus im Sinne des Natur- und Tierschutzes sei: "Bestimmte Vogelarten können nur so vor dem Aussterben bewahrt werden", betont der Doppelweltmeister. Vogelschutz diene demzufolge oftmals auch der Arterhaltung. hs