Vogelstimmen und Humor in der Musik
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 13. Oktober 2017
Wie es am Montag in Coburg zu einer Uraufführung im Sinfoniekonzert kommt.
Eine Uraufführung mit einer ganz besonderen Vorgeschichte steht am Montag im Zentrum beim Sinfoniekonzert im Coburger Kongresshaus. Für den Solohornisten der Königlichen Hofkapelle Kopenhagen hatHans Stähli, langjähriger ehemaliger Erster Kapellmeister des Landestheaters, sein Hornkonzert geschrieben.
Was war der Auslöser für die Komposition dieses Hornkonzerts? Wann ist das Werk entstanden?
Hans Stähli: Claudio Flückiger, der Solist der Uraufführung, hat bei seinem Lehrer Donat Eymann meine sinfonische Dichtung "Tokachi" gehört, und spontan bei mir ein Hornkonzert bestellt. Herr Eymann, langjähriger Solo-Hornist am Musikkollegium Winterthur, stammt wie ich auch aus Interlaken. Wir haben gleichzeitig in Bern studiert, und haben den Kontakt nie abgebrochen. Das Konzert wurde zwischen Dezember 2015 und September 2016 geschrieben.
Wie ist das Werk formal angelegt?
In drei Sätzen: Das "Poco Allegro" in üblicher Sonatensatzform, mit einem neuen Thema zu Beginn der Durchführung. Der langsame Satz, Andante sostenuto, ist kantabel, jedoch formal indifferent. Er stellt ein Bassmotiv und drei Themen vor. Diese werden im Final-Rondo, "la Chasse", rhythmisch variiert und buchstäblich "gejagt". Hier ist auch Platz für musikalischen Unfug mit (Fehl-)Schüssen und Vogelstimmen. In meiner Ausbildung als Primar-Lehrer habe ich übrigens 1966 eine Semesterarbeit über Vogelstimmen geschrieben...
Wie sieht die Orchesterbesetzung aus?
Sechs Holzbläser, zwei Hörner, zwei Trompeten, Pauken, zwei zusätzliche Spieler für zahlreiche Schlaginstrumente, Harfe und Streichorchester.
Wie lässt sich das Werk stilistisch beschreiben? Gab es Vorbilder?
Das Werk ist, wie immer bei mir, tonal, gemäßigt modern, mit erweiterter Harmonik. Auf der Basis von ernsthafter Kompositionsarbeit wird Farbigkeit und oft ein gewisser Humor angestrebt. Vor der Komposition habe ich die faszinierenden Hornkonzerte von György Ligeti und Thea Musgrave studiert - dirigieren möchte ich beide, aber auf meine Komposition hatten sie keinen Einfluss. Die sonderbare Beziehung zwischen 2. und 3. Satz hat im Längenverhältnis und in der Art der thematischen Arbeit zwei Vorbilder bei Frank Martin: in der "Petite Sinfonie concertant" und im Cembalokonzert.
Wie sieht es mit den technischen Schwierigkeiten des Werkes aus?
Der Hornpart ist natürlich nicht einfach, aber dankbar, denke ich. Insgesamt keine besonderen Schwierigkeiten.
Worin bestehen für Solist und Orchester die Herausforderungen?
Für den Solisten wird der Tonumfang ausgelotet, aber normalerweise bewegt sich das Solo-Horn in der günstigen Mittellage. Es gibt Stopftöne, Dämpfer und Glissandi - all das ist nicht unüblich. Im Orchester gibt es etliche Taktwechsel.
Was reizt Sie am Horn?
Der mehrstimmige Hornsatz hat mich immer angezogen. In meinem Hornkonzert gesellen sich die beiden Orchesterhörner öfters zum Solisten, so dass ein dreistimmiger Satz entsteht.
Die Fragen stellte Jochen Berger.