Druckartikel: Vogelschützer können die fünf Windenergieanlagen noch zu Fall bringen

Vogelschützer können die fünf Windenergieanlagen noch zu Fall bringen


Autor: Friedwald Schedel

LKR Kronach, Dienstag, 23. Dezember 2014

Kreis Kronach — Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) könnte den Bau der fünf Windräder auf dem Reinberg bei Hain zu Fall bringen oder zumindest erheblich verzögern. Wie Kreisvorsit...


Kreis Kronach — Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) könnte den Bau der fünf Windräder auf dem Reinberg bei Hain zu Fall bringen oder zumindest erheblich verzögern. Wie Kreisvorsitzende Cordula Kelle-Dingel auf Anfrage bestätigte, habe der LBV-Jurist herausgefunden, dass die Vogelschützer bis zu ein Jahr nach Veröffentlichung des Bescheids seitens der Genehmigungsbehörde Zeit hätten, rechtliche Schritte einzuleiten. Dies gehe aus einem aktuellen Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 23. Juli 2014 (Az. 8 B 356/14) hervor. "Das Gericht hat mit dieser Entscheidung den Bau einer Windfarm von fünf Anlagen vorläufig gestoppt. Ein Naturschutzverband hatte im Eilverfahren gegen die Genehmigung einen vorläufigen Stopp beantragt", berichtete die Kreisvorsitzende.

Auf jeden Fall ein Nest

Sie geht davon aus, dass es im Bereich um den Reinberg auf jeden Fall mindestens ein Schwarzstorchnest geben dürfte. Und ein solcher Brutplatz würde ausreichen, um den Bau der fünf Windräder zu stoppen, denn rund um ein solches Nest gebe es eine Bannzone. "Es würde mich wundern, wenn kein Schwarzstorch da wäre", sagte Cordula Kelle-Dingel. Sie sei vor Kurzem am Reinberg und sehr beeindruckt gewesen. "Es ist ein wunderschönes Gebiet dort und da soll so eine breite Trasse reingeschlagen werden", ging sie auf die bis zu acht Meter breite Zufahrt zu den Windenergieanlagen ein.
Bisher seien zwar Flugbewegungen von Schwarzstörchen beobachtet worden, aber ein Nest habe man noch nicht gefunden. Das sei in einem Nadelwald wie auf dem Reinberg auch schwierig, habe der Schwarz storchexperte, der heuer zur Kartierung im Landkreis gewesen sei, gesagt. "Ein Beweis wäre ein besetztes Nest", sagte Cordula Kelle-Dingel. Der Schwarzstorch habe große Nester, die aber sehr schwer zu finden seien.
"Wir haben im Frankenwald die größte Dichte an Schwarzstörchen in Deutschland. Teilweise gibt es Brutplätze, die nur eineinhalb Kilometer voneinander entfernt sind. Da wäre es biologisch unlogisch, wenn ausgerechnet der Reinberg ein weißer Fleck wäre", war Cordula Kelle-Dingel zuversichtlich, dass bei den Kartierungen im nächsten Jahr ein Schwarz storchnest in der Nähe des Reinbergs gefunden werde. Schließlich gebe es dort gute Möglichkeiten für Schwarzstörche, Nahrung zu finden. Beispielsweise am Schlottermühlbach und in der Nähe von Küps. Die LBV-Kreisvorsitzende rechnet damit, dass die Schwarzstörche zwischen Ende Februar und Anfang April 2015 aus dem Winterquartier im Frankenwald eintreffen. Dann könnten auch die Beobachtungen beginnen.
Sie erhalte von Anwohnern viele Meldungen über Flugbewegungen, denn die Leute seien aufmerksamer geworden.

Beobachtungen gemacht

Heuer habe es im Sommer nur drei Beobachtungswochen gegeben. Und da habe man an relevanten Arten mehr gesehen als das ganze Jahr 2013. Dieses Jahr sei auch für Schwarzstörche ein katastrophales Jahr mit vielen Verlusten gewesen. "Bis auf einen Jungvogel ist nichts durchgekommen", berichtete sie von den Beobachtungen. Viele Jungvögel hätten tot im Nest gelegen und die Eltern hätten das Nest aufgegeben. Deshalb habe man auch keine Fütterungsflüge beobachten können. Für diese Flüge könne der Schwarzstorch bis zu 20 Kilometer zurücklegen. Das sei aber auf Grund des guten Nahrungsangebots im südlichen Landkreis nicht nötig.

Verdrängung aus dem Revier

Der Schwarzstorch zeige auch ein ausgeprägtes Revierverhalten und verteidige sein Revier gegen andere Schwarzstörche oder auch einen Bussard in der Luft. Da wären fünf bis zu 200 Meter hohe Windräder große Störfaktoren. "Da kann er das Waldgebiet nicht nutzen und das Nest nicht verteidigen, auch keine Revierflüge unternehmen und markieren", war sie sich sicher. Die Folge werde sein, dass der Schwarzstorch aus dem nahrungsreichen Gebiet rund um den Reinberg verdrängt werde. Eine solche Verdrängung habe der langjährige Leiter der staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland in Frankfurt, Klaus Richarz, in einer Studie beobachtet. Der habe ein hohes Gefährdungspotenzial windkraftsensibler waldgebundener Arten durch den Bau und Betrieb von Windenergieanlagen im Wald gesehen. Ein weiterer Ausbau stelle einen Eingriff in eine Tabuzone dar, habe Klaus Richarz betont.