Virus im Vino - Zeilern fehlt 'was
Autor: Günther Geiling
Zeil am Main, Mittwoch, 17. März 2021
Das ausgefallene Weinfest bescherte der Altstadt Ruhe, aber die gefiel nicht jedem. Jetzt geht der Blick auf 2021.
Seit gut 35 Jahren verwandelt sich die Altstadt von Zeil am ersten Augustwochenende in ein Mekka der fränkischen Gemütlichkeit. Dann feiert Zeil sein Altstadt-Weinfest. Nicht so in diesem Jahr! Corona macht auch vor Traditionsfesten keinen Halt und hat den Winzern, Brauereien, Bäckern, Metzgern, Vereinen, den Organisatoren und Veranstaltern das Geschäft verhagelt. Welche Gefühle und Gedanken begleiten die Macher, als sie das vergangene Wochenende Zeil ohne Weinfest erlebt haben?
Es war jedenfalls ruhig in der Stadt. Keine Abendserenade des Gesangvereins "Liederkranz", keine Trauben, Weingeister oder Weinbergschnecken, die durch die Straßen zogen, und keine Stände mit Wein oder anderen Köstlichkeiten.
Möglich, dass sich einige Anwohner über die ungewohnte Ruhe freuten. Aber ganz sicher tat das ausgefallene Weinfest nicht nur vielen Besuchern weh, sondern auch den Winzern, denn das Fest dient dem Image des Frankenweins und nicht zuletzt der Stadt Zeil, die das Motto "Fachwerk, Frohsinn, Frankenwein" gerne für ihre Tourismus-Werbung einsetzt.
Mehr als ein Weinfest
Bürgermeister Thomas Stadelmann fand es schade, dass das Weinfest wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste. "Es ist ja für uns Zeiler nicht nur so ein Weinfest, sondern oft auch ein Grund, dass ehemalige Zeiler mit ihren Familien zurück in ihre Heimat kommen und sich hier mit ihren Verwandten und Freunden treffen."
Stadelmann gibt aber zu bedenken, dass das Weinfest viele Helfer erfordert, die bei einem so großen Betrieb der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt gewesen wären. Man müsse dieser Verantwortung gerecht werden, erklärt er. Im Moment seien die Infektionszahlen auf einem geringen Niveau, und das sollte man nicht durch ein solches Fest verspielen, hat er Verständnis für die gesetzlichen Vorgaben.
Er versucht, der Absage eine positive Seite abzugewinnen. "Das Weinfest hat sich in all den Jahren sehr bewährt, und so glaube ich, dass es nächstes Jahr noch einen größeren Reiz auf Besucher ausübt und besondere Wertschätzung erfährt. Das Fest ist auf jeden Fall eine Bereicherung für unsere Stadt."
Verträge unter Vorbehalt
Der Geschäftsführer des veranstaltenden Fördervereins, Thomas Fensel, ist froh darüber, dass es kein Gejammer unter den Vereinen gegeben habe. Anfragen habe es mehr für kleinere Feste gegeben und ob die stattfinden könnten. Aber man habe nicht über Ersatzveranstaltungen nachgedacht, da das zu viele Ungerechtigkeiten gebracht hätte: "Entweder das richtige Weinfest oder gar nicht!"