Druckartikel: Virtuosen an der Orgel

Virtuosen an der Orgel


Autor: Heike Schülein

Kronach, Dienstag, 19. März 2019

Der Internationale Orgelzyklus Kronach geht ab Sonntag in die zehnte Runde. Musikfreunde können sich auf sechs Konzerte mit hochrangigen Musikern freuen.
Marie-Bernadette Dufourcet-Hakim Fotos: privat


Einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Austausch und zur Völkerverständigung in Oberfranken bildet der von Dekanatskantor Marius Popp gegründete und geleitete Internationale Orgelzyklus Kronach. Die hoch angesehene Veranstaltungsreihe bringt ab Sonntag, 24. März, wieder bekannte nationale und internationale Interpreten in die Kreisstadt.

Veranstaltungsort der sechs Konzerte ist die evangelische Christuskirche in Kronach. Die romantisch intonierte Steinmeyer-Orgel ermöglicht mit ihrer großen Klangvielfalt und ihren technischen Möglichkeiten den teilnehmenden Solisten, Werke aus ihren Herkunftsländern zu interpretieren, worauf Popp besonderen Wert legt. Welches musikalische Programm für heuer geplant ist und welche Idee hinter dem Orgelzyklus steckt, verrät dessen Initiator, Organisator und künstlerischer Leiter, Marius Popp. Wie ist die Idee des Orgel-Zyklus entstanden und was wollten Sie damit erreichen? Marius Popp: Nach meinem Amtseintritt war ich bemüht, die Kirchenmusik auf vielfältiger Weise an der Christuskirche Kronach zu beleben. Ein Beitrag neben vielen anderen war die Gründung des Internationalen Orgelzyklus Kronach, der einzige in Oberfranken. Mein Bestreben war, internationale Künstler nach Kronach zu bringen, die man sonst nur in großen Städten Europas zu hören bekommt. Dadurch sollen interessierte Zuhörer auch von anderen Städten zu uns nach Kronach kommen, was in der Zwischenzeit der Fall ist. Neben dem kulturellen Austausch, der dabei entsteht, war mir die Völkerverständigung am Herzen gelegen. Wie schaffen Sie es immer wieder, solche Virtuosen von Weltformat in das "kleine" Kronach zu holen? Es ist nicht einfach, bei eingeschränkten finanziellen Mitteln solche Künstler für Konzerte zu gewinnen. Es gehört unter anderem auch eine große Portion Idealismus dazu, den Weg in eine kleinere Stadt zu wählen. In der Anfangszeit musste ich viele Telefonate führen, um Künstler gewinnen zu können. In der Zwischenzeit haben wir so viele Anfragen, dass wir jährlich einen Orgelzyklus halten könnten, wenn die Absicherung der finanziellen Seite leichter wäre. Das zeigt mir, dass unser Kronacher Orgelzyklus sich herumgesprochen hat. Darüber bin ich mehr als sehr glücklich. Solche internationalen Künstler haben plötzlich in ihrer Vita u.a. auch unsere Reihe und auch die Stadt Kronach aufgeführt. Der Eintritt für Konzerte solcher Künstler kostet in anderen Städten 15 bis 20 Euro. In unserem Spendenkorb finde ich oft neben Cents auch Waschmarken. Wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt? Die Besucherzahlen steigen stetig im Laufe der Jahre, wobei von Anfang an diese für ein "Orgelkonzert" recht ansehnlich waren. Wie gefiel den bisher teilnehmenden Künstlern ihr Gastspiel in Kronach - das Konzert, die Christuskirche, die Steinmeyer-Orgel sowie Kronach allgemein? Alle durch die Bank waren sehr begeistert und haben signalisiert, jederzeit gerne wiederzukommen. Für die Größe der Stadt hätten sie nicht ein solch klangreiches Instrument vermutet. Und alle waren von der Warmherzigkeit des Publikums angetan. In den vergangenen neun Orgelzyklen reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Was ist Ihnen in ganz besonderer Erinnerung geblieben? Jedes Konzert war für sich ein Event. Jedoch das Konzert mit Prof. Naji Hakim, Paris, war die absolute Spitze. Unsere Christuskirche war mehr als voll. Es war auch ein besonderer Höhepunkt anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Christuskirche verbunden mit der Auftragskomposition "12 Apostel - Meditationen über Einblattholzschnitte von Lucas Cranach d.Ä." für zwei Organisten an einer Orgel. Dem Kirchenvorstand und allen, die das Projekt finanziell ermöglicht haben, bin ich sehr dankbar. Der Bayerische Rundfunk hat das Konzert live mitgeschnitten, und der große, international tätige deutsche Schott-Verlag hat in einer aufwendigen Ausgabe das Werk auf den Markt gebracht. Deshalb ist Naji Hakim dieses Mal mit seiner Frau als Solisten bei uns in Kronach zu Gast. Die Fragen stellte Heike Schülein.