Druckartikel: Vier Todesopfer und eine von Scherben übersäte Konfirmations-Torte in Maroldsweisach

Vier Todesopfer und eine von Scherben übersäte Konfirmations-Torte in Maroldsweisach


Autor: Gerhard Schmidt

Maroldsweisach, Mittwoch, 29. April 2015

Maroldsweisach — Das Kriegsende in Maroldsweisach war mit dem tragischen Tod von vier Menschen verbunden. Die tragischen Erlebnisse von damals waren jetzt Gegenstand für ein Wieder...
Manfred Zink (links), Sohn des 1945 getöteten Polizisten, und Hannelore Böhm (rechts) wälzten bei einem Treffen in Maroldsweisach Erinnerungen an einen schlimmen Bombenangriff.


Maroldsweisach — Das Kriegsende in Maroldsweisach war mit dem tragischen Tod von vier Menschen verbunden. Die tragischen Erlebnisse von damals waren jetzt Gegenstand für ein Wiedersehen unter alten Bekannten, denn die Not in Folge der Kriegswirren hatte Menschen dauerhaft verbunden.
Es war der Sonntag, 8. April 1945, als über dem Markt Maroldsweisach plötzlich Flugzeuglärm zu hören war. Vom Westen her griffen Tiefflieger die Ortschaft an. Heute wird vermutet, dass die Flugzeuge den nahegelegenen Bahnhof treffen wollten.
Jedenfalls fielen Bomben, die vier Menschen das Leben kostete. Die Bürgerin Else Taubmann wurde von einem umstürzenden Schrank erschlagen. Außerdem kamen Anni Nüßlein, ein Soldat, dessen Namen nicht bekannt ist, und Polizist Friedrich Zink ums Leben.
Zink und seine Frau Barbara "Betty" Zink lebten damals mit ihren drei Söhnen Hans, Winfried und Manfred in der ehemaligen Polizeistation, zu der auch das Gefängnis gehörte, in der unteren Vorstadt. Polizist Zink befand sich, wie man von damals noch weiß, mit weiteren Personen im Gasthaus "Zur Eisenbahn", der heutigen Pizzeria. Auf dem Weg vom Gasthaus trennte man sich. Die meisten aus der Gruppe gingen auf der "Huzzelgasse", heute Vorstadtstraße, Richtung Kernort. Nur Friedrich Zink ging Richtung untere Vorstadt, als die Tiefflieger angriffen und den Bereich um das Anwesen Welz bombardierten. Der Polizist wurde so schwer verwundet, dass er kurze Zeit später starb.
Seine Frau Barbara zog später mit ihren drei Kindern wieder heim zu ihren Eltern nach Ger-brunn, wo heute noch Sohn Manfred mit Familie wohnt.
Jetzt nach 70 Jahren kam er mit seiner Frau, Elisabeth Frohn-Zink, zurück nach Maroldsweisach. Beide besuchten Familie Böhm, die damals für die Zinks so etwas wie ein zweites Zuhause geboten hatte. Manfred Zink und Hannelore Böhm hatten sich trotz der langen Trennung vieles zu erzählen. Hannelore Böhm erinnert sich genau daran, dass sich ihre Familie nach dem Bombenangriff in einer Mulde im nahe gelegen Wald verschanzte und die Nacht verbrachte. Auch an Familie Zink und den Angriff selbst kann sie sich noch gut erinnern. "Alle Scheiben in den Fenstern wurden zerstört und die Splitter steckten sogar in meinem Puppenwagen", erinnert sie sich mit Grausen. Auch eine Torte, die vom Tag der Konfirmation übriggeblieben war, war von Scherben übersät. Bilder, die sich für immer bei ihr eingeprägt haben. gsch