Druckartikel: Vier Hotspots im Blick

Vier Hotspots im Blick


Autor: Ursula Prawitz

Kulmbach, Mittwoch, 18. August 2021

Hochwasserschutz  Die Stadt Kulmbach investiert zig Millionen, um besser gegen Starkregen gewappnet zu sein.
Ein 35 Tonnen schweres Einlaufbauwerk wurde am Dienstag eingesetzt. Künftig gibt es hier ein Doppelkanalsystem zur getrennten Ableitung von Abwasser und Oberflächenwasser.


Starkregenereignisse haben in den letzten Jahren an Intensität und Häufigkeit zugenommen und werden nach Meinung vieler Wissenschaftler in Zukunft noch öfter auftreten. "Wie wir auch in Kulmbach erfahren mussten, handelt es sich nicht mehr um einzelne Wetterereignisse, die alle Jahrzehnte einmal vorkommen", erklärte Stephan Pröschold, Leiter der Stadtwerke, bei einem Pressetermin am Mittwoch. Städte und Gemeinden hätten bei Starkregen ein Problem mit den Massen an Oberflächenwasser, die nicht durch die Kanäle abgeführt werden könnten.

In Städten wie Kulmbach komme erschwerend hinzu, dass sie durch ihre hügelige Topographie zwar sehr schön liegen, es aber durch die Taleinschnitte zu "Überflutungshotspots" kommen kann. "Im Rahmen des Überflutungskonzepts der Stadt haben wir vier solcher Hotspots ausgemacht: Dürrer Bach, Luitpoldstraße, Rehberg und Kinzelbach", verdeutlichte Pröschold. Durch mehrere Einzelmaßnahmen sollen die Kulmbacher künftig besser vor Hochwasserschäden geschützt werden.

Neue Kanäle im Trennsystem

Konkret wird hierzu aktuell in der Weiherer Straße gebaut. "Wir verlegen zwei neue Kanäle im Trennsystem, wobei einer ausschließlich für die Ableitung von Oberflächenwasser vorgesehen ist", erklärte Pröschold. Durch die neue Verrohrung verdoppele sich das Fassungsvermögen. Zunächst solle das Oberflächenwasser über die Kanäle links und rechts des "Achat"-Hotels Richtung Stadtpark geführt werden, wo ein neues Rückhaltebecken das Wasser auffängt.

"Das ultimative Ziel ist es, das Oberflächenwasser gezielt in die Flutmulde einzuleiten", ergänzte Ingo Wolfgramm, Leiter des Tiefbauamts. Dazu soll es in weiteren Projekten zu einem späteren Zeitpunkt eine Verbindung von der Weiherer Straße bis zur Schauer-Kreuzung geben. "Wir wollen dann mit einer großen Bachverrohrung unter der Bahnlinie auf der rechten Straßenseite das Wasser in die Flutmulde führen." Doch zunächst gelte es, die Maßnahme in der Weiherer Straße abzuschließen.

"Ich weiß, dass dies viele Einschränkungen für die Anwohner und die Verkehrsteilnehmer bedeutet", sagte Zweiter Bürgermeister Frank Wilzok. "Aber auch wenn es nervt, es muss halt gemacht werden." Für die Stadt Kulmbach jedenfalls sei klar gewesen, dass man handeln müsse, deshalb konnte auch im November 2019 ein entsprechendes Überflutungskonzept erstellt werden. "Wir wissen, dass es durchaus mehr Problembereiche gibt. Aber irgendwo müssen wir anfangen, und das sind die vier genannten Hotspots."

Die Arbeiten in der Weiherer Straße sind derzeit in vollem Gang, gestern wurde ein 35 Tonnen schweres Einlaufbauwerk eingesetzt. "Wir rechnen damit, dass wir bis Ende Oktober mit dem unteren Bauabschnitt bis zur Gabelsberger Straße fertig sein werden", erläuterte Johannes Fröber von den Stadtwerken. Bis Ende des Jahres soll dann der Abschnitt zwischen Gabelsberger Straße und Grünwehrbeck folgen. "Der letzte Abschnitt bis zur Dr.-Martin-Luther-Straße ist dann je nach Wetterbedingungen ab etwa März 2022 vorgesehen."

Auch Objektschutz steht an

Neben den Kanalarbeiten werden auch an verschiedenen Grundstückszufahrten sogenannte Objektschutzmaßnahmen durchgeführt, um zu vermeiden, dass sich herabfließendes Wasser in Garagen, Kellern oder Erdgeschosswohnungen sammelt.

In den Hochwasserschutz wurde in Kulmbach bereits viel investiert, seit 1995 summiert sich das auf 52 Millionen Euro. Die Planungen für die Zukunft beinhalten weitere Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund 82 Millionen Euro. Darin enthalten wird auch die Hochwasserfreilegung von Mangbach, Weiherbach und Kinzelsbach sein. Auch über die Gestaltung von Bauleit- und Bebauungsplänen versucht die Stadt, weitere Versiegelungen zu vermeiden.