Vielleicht morgen...
Autor: Anja Greiner
Lichtenfels, Mittwoch, 24. Juni 2015
Arbeitskampf Seit eineinhalb Wochen streiken auch die Postzusteller in Bad Staffelstein. Es müssen Prioritäten gesetzt werden, nur wichtige Sendungen werden zugestellt. Zwei Routen werden seit einigen Tagen gar nicht mehr bedient.
von unserem Redaktionsmitglied Anja Greiner
Bad Staffelstein — Streik sieht anders aus, sollte man meinen. Im Hinterhof der Postfiliale in Bad Staffelstein stehen die Kofferräume der Postautos offen, mindestens zwei Trollys mit Paketen vor jedem Auto, es wird in die kleinen Handcomputer getippt, gescannt und gestapelt.
Das Problem: nicht jede Sendung in den Trollys wird auch ihren Weg ins Postauto finden.
Die Briefe, sagt Chefzusteller Alexander Süppel, bleiben im Moment liegen. In der Hand hält er ein kleines Paket, darauf der Name eines großen Online-Versandhandels. Es ist keine offizielle Order, aber "Amazon sollen wir ausfahren", sagt Süppel und legt das Paket ins Postauto.
Es gibt sogenannte Prio-Pakete, bestätigt Postsprecher Alexander Böhm.
Kunden, die besondere Verträge mit der Post haben, also mehr bezahlen, deren Pakete würden dementsprechend bevorzugt ausgefahren.
Keine Post in Stublang
Normalerweise haben die Staffelsteiner Zusteller acht Routen zu fahren. Seit vier der 13 Zustelle streiken, bleiben zwei Routen immer liegen. Süppel zeigt unbestimmt in eine Richtung, wo sich Pakete und Briefe stapeln. Unterzettlitz, Stublang un Uetzing liegen auf diesen beiden Routen.
Am Freitag, sagt Süppel, wollen sie aber auch die Routen wieder mal bedienen, "dass die auch mal Post kriegen".
Süppel ist Beamter, hat kein Streikrecht. Ob er die streikenden Kollegen verstehen könne? "Teils, teils", sagt er und legt ein weiteres Paket ins Auto.
Seit vergangenem Montag streiken auch die Paketzusteller in Lichtenfels.
Sechs bis acht der zehn streikberechtigten Zusteller in Lichtenfels würden streiken, sagt Anton Hirtreiter, Sprecher von Verdi Bayern. Die Folge sei, laut Hirtreiter, dass fast keine Zustellung in Lichtenfels stattfinde. Das mag ein wenig übertrieben sein. Auch wenn es stimmt, dass die Post die fehlenden Mitarbeiter nicht einfach ersetzten kann. "Wenn ein Bezirk bestreikt wird, dürfen wir dort keinen anderen Mitarbeiter einsetzten", sagt Postsprecher Alexander Böhm. Wie viele im Kreis Lichtenfels tatsächlich streiken, das darf er nicht herausgeben. Bundesweit waren es zuletzt 300 000 Mitarbeiter.
"Wir versuchen alles Menschenmögliche, um die 80 Prozent Zustellquote zu halten", sagt Böhm. Aber es könne dennoch vorkommen, dass einige Bezirke seit zwölf Tagen keine Post bekommen.
Helmut Kurz, Pressesprecher des Landratsamtes hat gerade nochmal die Poststempel kontrolliert.
Nein, sagt er, wir merken hier nicht, dass gestreikt wird. 95 Prozent der Briefe seien am nächsten Tag da, allein ein paar Sendungen aus München oder Hamburg seien einen weiteren Tag unterwegs. Sollte wirklich etwas dringend versandt werden müssen, würde man auf Fax oder E-Mail zurückgreifen. Auch in der Stadt Lichtenfels ist man von Streikauswirkungen verschont geblieben. Ebenso bei der Kreishandwerkerschaft. Die Probleme ihrer Kollegen in Forchheim, wo Handwerker derzeit eine Sammelklage gegen die Post anstreben, gibt es in Lichtenfels nicht. "Bei uns wird zugestellt", sagt Jessica Hermann.