"Viele sind bis an die Grenzen der Belastbarkeit gegangen"
Autor: Jürgen Valentin
Kulmbach, Donnerstag, 19. Januar 2017
Als Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kulmbach/Stadtsteinach war Theo Kaiser maßgeblich an der Beseitigung der von Kyrill verursachten Schäd...
Als Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kulmbach/Stadtsteinach war Theo Kaiser maßgeblich an der Beseitigung der von Kyrill verursachten Schäden vor allem in den Privatwäldern beteiligt. Wir haben mit dem Forstexperten gesprochen.
Über welchen Zeitraum erstreckten sich die Aufräum- und Wiederaufforstungsarbeiten?
Theo Kaiser: Wenn man es genau nimmt, ist es ein Sechs- bis Zehn-Jahres-Projekt. Mit der zwei- bis dreijährigen Aufarbeitung und Aufforstung war es ja nicht getan. Hinzu kamen eine Borkenkäferplage und die jahrelangen Pflegemaßnahmen für die 445 000 Neuanpflanzungen, die teilweise bis heute andauern.
Sind alle von Kyrill beschädigten Flächen wiederhergestellt?
Das muss man differenziert betrachten. Es gibt nämlich einige Privatleute, die große Flächen besitzen, aber nach Kyrill nichts unternommen und den Wald sich selbst überlassen haben. Diese Wälder wurden dadurch um Jahre in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. Die meisten Privatwaldbesitzer aber haben schnell reagiert, entweder selbst Hand angelegt oder die Waldbesitzervereinigung beauftragt. Viele haben auch die staatlichen Fördermöglichkeiten genutzt, um den Umbau der anfälligen Monokulturen hin zu stabilen Mischwäldern zu realisieren.
Welche Konsequenzen hat die WBV aus Kyrill gezogen?
Ein derartiger Katastrophenfall war nicht vorhersehbar! Viele sind bis an die Grenzen der Belastbarkeit gegangen, um die Schäden zu beheben, zumal die WBV damals noch ein Ein-Mann-Unternehmen war. Bis zu vier Harvester waren im Einsatz. In der Folge haben wir personell aufgestockt und mittlerweile drei weitere Vollzeitstellen. Wir bieten nun quasi eine Rundumbetreuung.
Auch das Logistiksystem wurde angepasst.
Was die Logistik und Absatzmärkte betrifft, haben wir uns breiter aufgestellt, arbeiten mit bis zu 40 Unternehmen aus der Region zusammen. Verträge werden längerfristiger geschlossen, beispielsweise mit unserem Großabnehmer. Auch halten wir nun einen Nasslagerplatz für bis zu 30 000 Festmeter Holz vor.
Würde die Aufarbeitung ähnlicher Schäden heutzutage schneller gehen?
Kaum! Die einzige wesentliche Erleichterung wäre der Einsatz von Großhäckslern zum zügigen Aufarbeiten des Restholzes zu Hackschnitzeln. Damals lag das Holz zu lange im Wald, was auch die Ausbreitung des Borkenkäfers begünstigte.
Das Gespräch führte Jürgen Valentin.