Viel Lärm nach den stillen Tagen
Autor: Hans Kurz
Hallstadt, Mittwoch, 17. März 2021
In Hallstadt wachsen die Schallschutzwände. Die werden aber noch wenig helfen, wenn im Januar wieder eine zweiwöchige Phase umfangreicher Tag- und Nachtarbeiten mit Lärmbelästigung stattfindet.
Die Lärmschutzwände quer durch Hallstadt werden länger. Im Norden der Stadt stehen sie schon durchgehend bis zum Bahnhof in dunkelgrün, hellgrün, grau. Von dort sind aber erst einzelne der etwa fünf Meter breiten und ebenso hohen Elemente auf die Fundamente gesetzt. Für Bahnanwohner sind sie ein Segen, wie man etwa aus Breitengüßbach hört. Denn sie schützen vor Lärm. Nicht wenige stören sich aber an der optischen Erscheinung. Denn mancherorts zerschneiden sie ganze Dörfer - nicht nur, was die Sichtbeziehungen betrifft. "Das ist so, als würden sie die Berliner Mauer jetzt hier wiederaufbauen", sagte vor vier Jahren ein Zapfendorfer dem FT.
Und nun also Hallstadt? Insgesamt fast vier Kilometer sollen die grau-grünen Wände lang werden. Ein älterer Mann, nach eigenen Angaben "Anwohner in zweiter Reihe", bringt es so auf den Punkt: "Schön sind sie nicht. Aber Hauptsache es wird leiser." Die Bahn war schon immer eine klare Trennlinie zwischen dem Hauptort und dem kleinen Siedlungsgebiet im Osten, wo er lebt. Neben ein paar Dutzend Wohnhäusern dominieren auf dieser Seite der Bahntrasse das Michelin-Areal und Brose die Bebauung. Nun wird man eben auch noch optisch getrennt.
Behelfsbahnsteig aus Holz
Lärmschutz hat dennoch für die meisten oberste Priorität. Das war schon auf einer Bürgerinformationsveranstaltung der Bahn im Mai 2019 deutlich geworden. Damals wurde vor allem über die Farbauswahl diskutiert und über die Frage ob die Wände mehr Sichtelemente bekommen können. Diese werden aber von der Bahn nicht gerne eingebaut, weil sie weniger Schallschutz bieten. Ein Argument, das in der Regel auch Anwohner überzeugt.
Im Bereich von Hallstadt werden Lärmschutzwände in einer Gesamtlänge von rund vier Kilometern gebaut. Teilweise sind das auch Mittelwände zwischen den Gleisen, die den entstehenden Lärm zusätzlich dämpfen sollen. Neben diesen "aktiven Schallschutzmaßnahmen" sind nach den 2015 genehmigten Planungen im gesamten Bauabschnitt von Breitengüßbach bis Hallstadt bei rund 300 Wohnungen, die besonders betroffen sind, "passive Maßnahmen" vorgesehen. Das kann zum Beispiel der Einbau von Schallschutzfenstern und/oder Lüftern sein.
Neben den wachsenden Lärmschutzwänden ist derzeit ein neuer Behelfsbahnsteig am Bahnhalt das deutlichste Zeichen für den stetig voranschreitenden Ausbau. Die hölzerne Konstruktion wird benötigt, wenn im kommenden Frühjahr nach Bauzeitplan der Aufbau des neuen Mittelbahnsteigs beginnt. Der soll bis Jahresende 2021 fertiggestellt werden und nach Abschluss des viergleisigen Ausbaus Bahnfahrer von und nach Hallstadt der Dreh- und Angelpunkt sein.
Denn auf den beiden inneren Gleisen wird dann der gesamte Regionalverkehr abgewickelt, während die äußeren für bis zu 230 Stundenkilometer schnelle ICE sowie für Güterzüge reserviert bleiben. Der Zugang zum Mittelbahnsteig soll künftig mittels Aufzug von der Unterführung Michelinstraße aus auch barrierefrei möglich sein.
Während auf der Großbaustelle aktuell wenig von Hektik zu sehen ist, hat die Bahn bereits die nächste Phase intensiver Tag-, Nacht- und Wochenendarbeit mit Lärmbelästigung und Einschränkungen im Schienen- und Straßenverkehr angekündigt. Sie sollen vom 11. bis 28. Januar stattfinden. Witterungsbedingt kann es aber auch zu Verschiebungen kommen.
Zeitweise ist dafür wieder eine Vollsperrung für den Bahnverkehr nötig. Geplant ist eine erste Sperrung bereits für sechs Stunden in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar (Samstag auf Sonntag). Eine weitere Nachtsperrpause am 30./31. Januar markiert den Abschluss. Vom 15. bis 18. und 22. bis 25. Januar, jeweils von 22 bis 22 Uhr, wird die Bahnstrecke komplett gesperrt.
Abriss der Autobahnbrücke
Während der beiden Vollsperrungen wird auch die alte Autobahnbrücke bei Kemmern abgerissen. Die darunter verlaufende B 4 wird dann ebenfalls gesperrt. Ansonsten sind laut Bahn vor allem Gleisbauarbeiten in den Bereichen Bahnhof Hallstadt und Bahnhof Breitengüßbach geplant, zudem Erdbau- und Kabeltiefbau-Arbeiten. Die Errichtung der Lärmschutzwände in Hallstadt-Mitte und Breitengüßbach wird fortgesetzt. Zudem wird im gesamten, fünf Kilometer langen, Bauabschnitt an der Oberleitung gearbeitet.
Der alte Mittelbahnsteig in Hallstadt wird ab dem 10. Januar stillgelegt. Bis Ende März erfolgt der Bahnbetrieb dann eingleisig in beide Fahrtrichtungen über Gleis 1. "Damit erfolgt die Bedienung der Verkehrsstation Hallstadt ausschließlich über den Hausbahnsteig", teilt die Bahn dazu mit. Die zuvor als Parkplatz genutzte Fläche am Ende der Bahnhofstraße bleibt jedoch weiterhin gesperrt und für Baufahrzeuge reserviert.
Die nächste Totalsperrung der Bahnlinie nördlich von Bamberg ist bereits für Ende März angekündigt. Dann soll in Hallstadt der östliche Gleiskörper komplett fertiggestellt werden. Danach geht es dann voraussichtlich bis Jahresende 2021 auf der Stadtseite weiter.