Viel Geld für sauberes Wasser
Autor: Lothar Weidner
Ebersdorf, Mittwoch, 25. Februar 2015
gemeinderat Die Erneuerung der alten Klärtechnik in Großgarnstadt wird voraussichtlich 2,4 Millionen Euro kosten. Dadurch werden die Gebühren steigen. Eine Klage gegen die Planfeststellung der 380-kV-Leitung kommt für Ebersdorf zu teuer.
Ebersdorf bei Coburg — Die Kläranlage in Großgarnstadt, die auf 2000 Einwohnerwerte ausgerichtet ist und die Abwasser von Groß- und Kleingarnstadt reinigt, weist zahlreiche verfahrenstechnische und elektrische Mängel auf, wie Diplomingenieur Jürgen Kittner bei der Gemeinderatssitzung erläuterte. Zudem läuft für die 40 Jahre alte Anlage der Wasserrechtsbescheid im Jahr 2017 aus. Deshalb beschloss der Gemeinderat einstimmig, die Sanierung vorzunehmen, die in den Jahren 2016 und 2017 erfolgen soll.
Wie Kittner erläuterte, entsprechen der Tropfkörper, das Nachklärbecken, der Schlammlagerraum und der unbelüftete Sandfang nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Zudem wären am Betriebsgebäude Verbesserungen vorzunehmen.
Die neue Kläranlagenkonzeption sollte deshalb mittels eines Belebungsverfahrens erfolgen, bedingt durch die zukünftige Forderung nach gezielter Nitri- und Denitrifikation sowie Phosphatfällung.
Da die Nachklärung hydraulisch beeinflusst wird, ist diese in der jetzigen baufälligen Form ebenfalls zu erneuern. Aus Kostengründen könnte der Tropfkörperunterbau zum Schlammsilo umgebaut werden. Die neue Konzeption sollte so aussehen, dass das Rechengebäude erhalten bleibt, der bisher mit Hand betriebene Landsandfang durch einen automatisierten Rundsandfang ersetzt wird und ein Kombibecken mit außen liegender Belebung und innenliegender Nachklärung vorzusehen ist.
Ferner ist der vorhandene Tropfkörper abzubrechen, mit einer Tiefe von fünf Metern zu versehen und als Schlammsilo zu benutzen, wobei ein Rührwerk, eine Abzugspumpe und eine Schlammentwässerung einzubauen sind.
Das Betriebsgebäude sollte für die Aufnahme eines Gebläses und für die Neuerrichtung der Schaltzentrale mit Mess- und Steuereinrichtungen erweitert werden. Zudem sollte eine neue Zufahrt erstellt werden für den Schlammabtransport.
"Diese Maßnahmen bringen die Kläranlage auf den neuesten Stand der Technik und genügen auch den zukünftigen Anforderungen", so Kittner. Der Wermutstropfen sind die Kosten, die mit 2,4 Millionen Euro beziffert wurden. Dazu stellte Kämmerer Tom Schultheiß fest, dass aufgrund der momentanen Finanzlage der Gemeinde die Finanzierung über Kreditmittel erfolgen soll. Deshalb, so Bürgermeister Bernd Reisenweber (BG), fallen auch keine Ergänzungsbeiträge an. Um eine Erhöhung der Abwassergebühren kommt die Gemeinde aber nicht herum.
Sein Resümee: "Uns wird nichts anderes übrig bleiben."
Keine Klage gegen 380 kV
Da die Einwendungen der Gemeinde in Bezug auf die 380-kV-Leitung abgewiesen wurden, sah der Gemeinderat schon aus Kostengründen keine Möglichkeit, gegen den Planfeststellungsbeschluss Klage zu erheben. "Der Beschluss besteht aus reiner Arroganz und Zynismus", meinte Gemeinderat Reiner Brückner (SPD) und der Bürgermeister ergänzte: "Wenn die Leitung bereits steht, brächte auch ein gewonnenes Verfahren nichts mehr. Denn abgerissen wird sie nicht."
Der Gemeinderat sprach im Zusammenhang mit der Verhinderung des 380-kV-Leitungsbaues Anette Martin ein dickes Lob aus.
Sie habe mit viel Herzblut und Nervenaufwand bürgerliches Engagement gezeigt, was eine Anerkennung verdiene.
Künftig sind Abwassereinleitungen von zwölf Kubikmetern pro Jahr als sogenannte Bagatellgrenzen von den Gebühren befreit. Bisher lag dieser Satz bei 60 Kubikmetern, was allerdings vom Prüfungsverband beanstandet wurde.
Einstimmig abgelehnt wurde die Errichtung einer Plakatanschlagstafel in Kleingarnstadt, da die Sichtverhältnisse für den Verkehr eingeschränkt dadurch würden. Genehmigt wurden der Bau eines Hochregallagers durch die Firma Schumacher in Friesendorf und der Neubau eines Einfamilienwohnhauses durch Susanne Fischer in Ebersdorf. dav