Viel Frust trotz Plus an Badegästen
Autor: Heike Beudert, Benedikt Borst, Ralf Ruppert, Steffen Standke
Bad Kissingen, Samstag, 17. Sept. 2022
Bilanz Von steigenden Betriebskosten bis zu Personalmangel: Die Saison war für die meisten Freibäder keine leichte. Es kamen zwar wieder mehr Gäste, angesichts des Wetters hatten die großen Bäder mit mehr gerechnet.
Trotz des sonnenreichsten Sommers seit Beginn der Aufzeichnungen herrscht im Bad Kissinger Rathaus Ernüchterung, was die Freibadsaison angeht. Grund sind die mäßigen Besucherzahlen. 77.181 Badegäste kamen diesen Sommer in das große Terrassenschwimmbad am Finsterberg. Das sind zwar rund 6000 mehr als in der Saison vor der Pandemie (2019: 71.000), aber von den Besucherrekorden früherer Tage ist das Bad weit entfernt. Zum Vergleich: Im Rekordsommer 2003 mit weniger Sonnenstunden zählte das Freibad 172.000 Besucher. "Von der Zahl der Besucher war die Badesaison enttäuschend", sagt Maik Schmeller, Leiter des städtischen Gebäudemanagements.
Über die Jahre gingen die Zahlen zurück, Anfang der 2000er kamen auch in durchwachsenen Sommern noch mehr als 100.000 Badegäste. Über die Gründe kann Schmeller nur mutmaßen. Dass aktuell Besucher aufgrund der Pandemie noch vorsichtig sind , könne mit reinspielen, genauso wie die Beliebtheit von privaten Pools in den Gärten.
Einen wesentlichen Grund sieht Schmeller im veränderten Freizeitverhalten. Kinder, Schüler und Jugendliche haben heutzutage ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten, viele verbringen nachmittags zudem die Zeit in Schule und Hort, weil die Eltern berufstätig sind. Dennoch: "An den vollen Tagen war auffällig, dass die Nichtschwimmerbecken beide voll und die Schwimmerbereiche leerer waren", berichtet er. 23.000 Besucher und damit rund 30 Prozent aller Gäste machen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre aus. Gemessen an der Altersverteilung der Bevölkerung im Landkreis ist das überdurchschnittlich viel. Ob im Vergleich zu früher insbesondere erwachsene oder jüngere Badegäste fehlen, lasse sich nicht beantworten, da das Alter erst unlängst seit einer Kassenumstellung erfasst werde. Ein Trostpflaster für Schmeller: Mit 244.000 Euro hat sich die Einnahmesituation im Vergleich zu den Vorjahren verbessert. Es gab zwar Rettungseinsätze, aber keine gravierenden Unglücksfälle, und der Betrieb wurde trotz Personalmangels unter Inkaufnahme von Überstunden gestemmt.
Maßbach macht die Ausnahme
"Es war ein hervorragender Sommer," bilanziert dagegen Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement die Saison, auch wenn die Besucherstatistik noch fehlt, weil die zuständige Mitarbeiterin in der Verwaltung Urlaub hat. Viele Besucher aus Nah und Fern seien gekommen. In allen Bereichen habe es reibungslos geklappt, angefangen von der technischen Betreuung des Bades über die Wasseraufsicht bis hin zur neuen Kioskbetreiberin. Er habe viele positive Rückmeldungen von Badegästen erhalten. Personalmangel war in Maßbach kein Thema, ebenso wenig wie die gestiegenen Stromkosten. Denn der weitaus größte Anteil des Strombedarfs wird von einer Photovoltaikanlage gedeckt. Eine Solarthermie temperiert das Wasser.
Von einer super Saison spricht auch Barbara Keller, die Vorsitzende des Maßbacher Freibadfördervereins. Die Mitglieder unterstützen den Bauhof beim Unterhalt. "Wir helfen, wo wir helfen können." Dank des Fördervereins konnten im Maßbacher Freibad sogar Sonderschwimmzeiten angeboten werden. In der Mittagszeit sowie abends organisierte Barbara Keller jeweils ein Erwachsenenschwimmen. Kapazitäten gab es zudem für einen Schwimmkurs. "Wir haben eine tolle Zusammenarbeit; sie könnte fast nicht besser sein,", meint Keller. Sie glaubt, dass ehrenamtliche Unterstützung in der Zukunft für kleine Freibäder immer wichtiger wird.