Viel Flüssigkeit und wenig Fleisch halten die Niere gesund
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Donnerstag, 15. Oktober 2015
Haßfurt — Was kann man tun, um Nierenerkrankungen zu vermeiden? Darum ging es beim VdK-Gesundheitsforum mit der Nephrologin Dr. Petra Schulz aus Haßfurt. Nephrologen sind auf die N...
Haßfurt — Was kann man tun, um Nierenerkrankungen zu vermeiden? Darum ging es beim VdK-Gesundheitsforum mit der Nephrologin Dr. Petra Schulz aus Haßfurt. Nephrologen sind auf die Niere spezialisierte Internisten, sie müssen jedoch ein breites Spektrum von Organen und Stoffwechselvorgängen im Auge haben, denn die Niere ist als zentrales Entgiftungsorgan von vielen Faktoren beeinflusst.
Es gibt verschiedene Gründe für Erkrankungen der Nieren. Da gibt es einerseits eine familiäre, genetische Vorbelastung, "aber auch diese Patienten werden nicht alle krank", so die Spezialistin. Harnwegsentzündungen können auf Dauer dazu führen, dass die Niere geschädigt wird, ebenso wie Harnrückstau in die Nieren. Deshalb sei es gut, darauf zu achten, dass die Blase beim Toilettengang komplett entleert wird.
Sehr wichtig für funktionierende Nieren ist die ausreichende Versorgung mit - alkoholfreier - Flüssigkeit.
1,5 Liter sollte man täglich trinken, so Schulz. Wer nur wenig Durst hat, was sich im Alter verstärkt, müsse sich trainieren. "Stellen Sie sich morgens Ihr Maß hin, am Abend muss es leer sein", empfahl die Referentin. Häufig entstehen Entzündungen der Niere durch Bakterien oder Viren, deshalb sei sehr gut auf die Hygiene zu achten, so Dr. Schulz.
Grundsätzlich gilt: "Alles, was für Herz-Kreislauf gut ist, ist auch für die Niere gut", so Schulz. Da die Niere zum größten Teil aus Blutgefäßen besteht, damit die Giftstoffe aus dem Blut ausgefiltert, zu Urin umgewandelt und ausgeschieden werden, sind gesunde Gefäße wichtig.
Also gelten alle Regeln, die der Arteriosklerose vorbeugen: Auf Fett, Alkohol und Nikotin achten, Bewegung, wenig Fleisch, Diabetes ordentlich therapieren, den Blutdruck kontrollieren.
Fast Food enthält zu viel Salz
Viele Faktoren können dazu führen, dass entweder die Gefäße verkalken oder sich Nierensteine bilden. Zu viel Harnsäure ist eine der häufigsten Ursachen. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von tierischem Eiweiß, deshalb sollte nur zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch oder Wurst auf den Tisch. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Fleischsorten, und auch manche Gemüsesorten wie Erbsen, Linsen, Lauch, aber auch Alkohol erhöhen die Harnsäure-Werte.Sehr achten müsse man auch auf die Elektrolyte, vor allem der Salzkonsum steht hier im Fokus. Vier bis sechs Gramm Salz am Tag wären eine gesunde Empfehlung, "100 Gramm Wurst oder Käse haben schon sechs Gramm, vier Scheiben Brot zwei Gramm Salz", rechnete die Phlebologin vor. Der durchschnittliche Deutsche nehme zehn Gramm zu sich. Dringend empfahl sie, selbst zu kochen, denn "alles, was fertig ist", sei in der Regel zu stark gesalzen, ein Stück Fast Food bringe es in der Regel auf 16 Gramm Salz.
Für gesunde Nieren sind auch der Fettstoffwechsel, der Vitamin-D-Spiegel und die Konzentration von Kalzium und Phosphat zu beobachten. Vor allem künstliche Phosphate, wie sie in hoher Dosis in Cola-Getränken und Fertigprodukten vorkommen, seien sehr problematisch. Ihre Ablagerungen machen Gefäße "hart wie Beton".
Regelmäßige Bewegung wirke sich auf fast alle Faktoren positiv aus, empfahl die Ärztin, vor allem auch auf zu hohen Blutdruck, der neben der Niere auch Herz und Augen schädigt.
Stark belastend für die Nieren sind viele Medikamente, vor allem Schmerzmittel, vor deren Einsatz über längere Zeiträume die Spezialistin ausdrücklich warnte.
Insgesamt sei die Vorsorge in den vergangenen zehn Jahren deutlich besser geworden, erklärte Schulz, ebenso die Therapien. Auch vor der Dialyse müsse man keine Angst mehr haben. Sogar Hochbetagte gewännen durch die "Blutwäsche" noch Jahre an guter Lebensqualität - das sei ein deutlicher Vorteil des deutschen Gesundheitswesens.
Damit es nicht bis zur Dialyse kommt, empfahl Dr. Schulz regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Blut- und Urinkontrollen könnten frühzeitig Hinweise auf Belastungen der Niere geben, bevor es zu einer Schädigung des Gewebes kommt.
Das nächste VdK-Gesundheitsforum beschäftigt sich mit dem Hallux Valgus. Der Vortrag wurde gegenüber dem Jahresprogramm um eine Woche verschoben auf den 18. November, um 15 Uhr, in der VdK-Kreisgeschäftsstelle in Haßfurt. sw