Rechtsanwalt Till Wagler hat ein klares Ziel für die Verhandlung gegen seine Mandantin. "Ich will eine Verurteilung wegen Mordes verhindern", stellte er im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Dass seine Mandantin Kinder getötet hat, steht für die Verteidigung nicht in Zweifel. Die Rahmenbedingungen sprechen nach Waglers Ansicht jedoch gegen den Mordvorwurf. Die 45-jährige Wallenfelserin sei gefangen gewesen in einer dauernden Abfolge von Schwangerwerden, Verdrängen und Geburt. Und sie sei in dieser schwierigen Situation auf sich allein gestellt gewesen. Seine Mandantin habe in dieser Lage keine Problemlösungs-Strategie gefunden. Wagler betonte daher: "Ich sehe keine niederen Beweggründe."
Zur Aussage des Ehemannes wollte sich der Verteidiger nicht äußern. Allerdings stellte er "einen unterschiedlichen Belastungseifer fest". Seine Mandantin sei hingegen zufrieden, dass nun alles auf dem Tisch liege, das Verstecken ein Ende habe. "Sie hat die Taten mit sich herumgetragen", meinte Wagler. Die Angeklagte selbst bekenne sich dazu, Babys umgebracht zu haben. Nach all dem Verdrängen könne sie sich nur nicht mehr an die Zahl der Kinder erinnern.
Wichtig sind für den Rechtsanwalt daher auch die Stimmen der Gutachter, die eventuell schon am Mittwoch zu Wort kommen könnten. Wagler könne sich das Geschehene zwar erklären, es als Laie aber nicht fachlich einordnen. Was das Verhalten der Angeklagten betrifft, sollte daher das psychologische Gutachten für mehr Klarheit sorgen.
Auf die Frage eines Journalisten, wie die Angeklagte damit umgehe, teilweise als "Monster" dargestellt zu werden, antwortete Wagler mit einer Gegenfrage: "Wie würden Sie es aufnehmen, wenn man Sie als Monster bezeichnen würde?"
Was er sich nach dem bisherigen Prozessverlauf erwartet, dazu wollte Wagler nichts sagen. Ganz klar ist für ihn: "Ich gebe keine Urteilsprognosen ab." mrm