Druckartikel: Verspätet und deutlich teurer

Verspätet und deutlich teurer


Autor: Hans Kurz

Stegaurach, Montag, 20. Juli 2015

Auftrag  Stegaurach benötigt seit Jahren eine neue wasserrechtliche Erlaubnis. Die Gemeinde sieht die Schuld für die Verzögerungen beim Ingenieurbüro.


von unserem Redaktionsmitglied Hans Kurz

Stegaurach — Eine unangenehme Überraschung erlebte die Gemeinde Stegaurach bei einer scheinbaren Routineaufgabe. Die Gemeinde benötigt - wie andere Kommunen auch - nach gut 20 Jahren eine neue wasserrechtliche Erlaubnis für das Einleiten von Misch- und Oberflächenwasser aus der Kanalisation und der Kläranlage. Der Auftrag wurde bereits im Februar 2011 an das Bamberger Ingenieurbüro Balling vergeben. Dieses sollte in einem sogenannten vereinfachten Verfahren die für eine Erlaubnis notwendigen Berechnungen durchführen. Grundlage dafür wären Daten über das Kanalnetz, vorhandene Regenrückhaltebecken und Einleitungsstellen.
Doch die Daten erwiesen sich bald als nicht ausreichend für ein vereinfachtes Verfahren, wie nun Ingenieur Michael Reckmann, Geschäftsführer des beauftragten Büros, vor dem Gemeinderat ausführte. Die Informationen über das Netz seien zu spärlich gewesen, zum Beispiel, wo im Trennsystem und wo noch über Mischwasserkanäle entwässert wird. Auch hätten sich als Regenüberlaufbecken gekennzeichnete Einrichtungen teils als einfache Regenüberläufe herausgestellt. Auch seien meist nur Planungs- und Entwurfspläne vorhanden, aber keine zuverlässigen Bestandspläne. Maße und Ausführung hätten sich vor Ort oft als abweichend herausgestellt.
All das erlaube keine Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren. Man müsse darum nun alles neu vermessen und die Daten von Hand nachtragen. So müssten mehr als 2000 Haltungen, 16 Einleitstellen aus Mischwasser- und 34 aus Regenwasserkanälen neu eingearbeitet werden.

Gemeinderat reagiert mit Kritik

Das Problem: Dieser Sachverhalt wurde der Gemeinde erst Jahre nach der Auftragsvergabe zum Angebotspreis von 47 000 Euro mitgeteilt, zusammen mit den Wünschen nach Erweiterung des Vertrags um eine Schmutzfrachtberechnung (43 000 Euro) und Prüfung der Trennsysteme (knapp 25 000 Euro. Die Kosten für die Gemeinde würden sich dadurch auf rund 115 000 Euro erhöhen - also fast eine Verdreifachung. Entsprechend harsch fielen die Reaktionen im Gemeinderat aus.
Reckmann räumte offen ein, dass die Verzögerung von seiner Seite verschuldet sei. Sinngemäß gab er zu, die Sache einfach liegengelassen zu haben, als sich herausstellte, dass alles viel komplizierter und aufwendiger würde. In der Frage, ob nicht von vornherein absehbar gewesen sei, dass ein vereinfachtes Verfahren nicht ausreiche, wollte er die Schuld allerdings nicht beim Ingenieurbüro sehen. Das habe sich erst aus den ersten Untersuchungen vor Ort ergeben.
Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) berief sich dagegen auf eine Aussage aus dem Wasserwirtschaftsamt, wonach für die Erneuerung der wasserrechtlichen Erlaubnis eigentlich von Anfang an hätte klar sein müssen, dass es ein sogenanntes qualifiziertes Verfahren brauche. Inzwischen sei die Frist für die Abgabe der Daten bereits mehrfach abgelaufen und verlängert worden. Bis kommenden Sommer wolle er die Sache aber nun endgültig vom Tisch haben. Darum sollen die neuen Erkenntnisse nun in den Fraktionen diskutiert und im August dann im Gemeinderat ein Beschluss über das weitere Vorgehen gefasst werden.
Kritik und Unverständnis wurden im Gemeinderat quer durch alle Fraktionen laut. Im Raum steht nun zum Beispiel auch, auf der Basis der inzwischen erhobenen Daten, die ausstehenden Arbeiten neu zu vergeben.