Druckartikel: Verliebt in das Fränkische

Verliebt in das Fränkische


Autor: Jochen Berger

Coburg, Samstag, 27. August 2016

Dialekt und Poesie passen nicht zusammen? Mit seinem neuen Gedichtband "Baradiesische Zeide" macht sich der in Coburg lebende Autor Manfred Kern auf, das Gegenteil zu beweisen.
Manfred Kern Foto: Archiv/Jochen Berger


Jochen Berger

Manfred Kern, so will es scheinen, hat eine Mission. Der seit vielen Jahren in Coburg lebende Autor verschafft dem Fränkischen immer wieder und mit immer mehr Nachdruck Gehör in der literarischen Szene der Region und inzwischen sogar deutlich darüber hinaus. Taugt das gerne belächelte Fränkische vielleicht doch als Medium der Poesie?
In seinen Büchern jedenfalls gelingt es Kern immer wieder, dem vermeintlich so spröden Idiom verblüffend zarte Akzente zu entlocken. Auch wenn Kern, der in Wettringen im Landkreis Ansbach aufwuchs, keineswegs bei allen Veröffentlichungen auf den Dialekt seiner Heimatregion setzt - in seinem jüngsten Gedichtband "Baradiesische Zeide" vertraut er wieder entschlossen der Ausdruckskraft der Mundart.


Kleine Dramen, große Gefühle

Mehr noch. Der Dialekt schein sein Gespür für Themen geradezu zu beflügeln. Selbst in vermeintlich banalen Momenten und Szenen des Alltags entdeckt Kern mit der Kraft und der Prägnanz der heimischen Mundart die kleinen Dramen und die großen Gefühle.
Drastisch und anschaulich schildert der Dichter beispielsweise skurrile Aspekte eines Wahlkampfes als Plakatparade ("Blakadbarade") mit diversen Verunstaltungen der abgebildeten Politikerköpfe. Immer wieder beweist Kern sein Gespür für die komischen, bisweilen absurden Seiten der Wirklichkeit. Feine Ironie und drastische Pointen - in Kerns Poesie liegen sie oft nahe beieinander.


"Wild-West-Gedicht"

Das gilt auch für ein Gedicht, das Kern dem "Goldenen Handbuch für Desperados" ("Under Schnebfn - Ausm Goldene Handbuach firr Desberados") zuordnet und in dem er auf eigene berufliche Erfahrungen als Buchhändler einst in Würzburg zurückgreifen kann.
Ebenso pointiert wie anschaulich beschreibt Kern in diesem "Wild-West-Gedicht" ("E Wildwesdgedichd") eine Szene, in der ein Mann in bester Macho-Attitüde einen demonstrativ gelangweilten Auftritt als Kunde in einer Buchhandlung zelebriert.
Kerns "Baradiesische Zeidn" - eine Liebeserklärung an den fränkischen Dialekt.