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Verkaufsoffen - aber nicht für alle


Autor: Pauline Lindner

Forchheim, Dienstag, 27. Oktober 2015

von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner Forchheim — Michael Csépai, der neue Vorsitzende der Forchheimer Werbegemeinschaft, war am verkaufsoffenen Sonntag viel in der Stadt unter...
Michael Csépai  Foto: Barbara Herbst


von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner

Forchheim — Michael Csépai, der neue Vorsitzende der Forchheimer Werbegemeinschaft, war am verkaufsoffenen Sonntag viel in der Stadt unterwegs und hat mit Passanten, aber auch Geschäftsleuten gesprochen. "Die Rosen, die ich verteilt habe, sind mir nur so aus der Hand gerissen worden." In der Mitgliederversammlung der Werbegemeinschaft trugen er und etliche Mitglieder ihre Erfahrungen zusammen.


Unterschiedliche Beurteilung

Je nach Branche fielen die Ergebnisse, aber auch Aufwand und Nutzen dieses Tages sehr unterschiedlich aus. "Die Hauptstraße war selten so voll", hatte Günther Brinke beobachtet. Dagegen war es in seinem Laden recht ruhig. Nach Preisen wurde gefragt. Dafür sah er viele Tüten aus der Schuh- und Bekleidungsbranche. Gleichwohl wird seine Firma weiterhin an verkaufsoffenen Sonntagen teilnehmen. Von vierfachem Umsatz sprach denn auch ein Vertreter der Modebranche.
Ausgegrenzt fühlt sich Michael Fischer, der Inhaber des gleichnamigen Möbelgeschäfts, das zwar auf der Burker Flur, aber in unmittelbarer Nähe der Altstadt liegt. 17 Jahre lang hat er an den verkaufsoffenen Sonntagen teilgenommen. Dieses Mal verbot es ihm ein Stadtratsbeschluss. Er ahnte, dass vor allem auswärtigen Kunden die Differenzierung innen-außen nicht bekannt sein würde, und schenkte deshalb vor seiner Ladentür Glühwein aus. 300 bis 400 Leute, oft ganze Familien, seien vorbeigekommen - logischerweise ohne irgendeine Werbung und leider vergeblich. 1500 hat Fischer in früheren Jahren gezählt, wenn er mit der Sonderöffnung warb. "Wir wollen die Stadt lebendig halten, mit Obi, mit Globus, mit Fischer", brachte Csépai die einhellige Meinung der Werbegemeinschaft auf einen Punkt.


Verändertes Kundenverhalten

"Das Kundenverhalten ist im 21. Jahrhundert anders", warb er mit einem Beispiel aus dem Wiener Nahraum für längere Öffnungszeiten am Samstag. Einen Samstag im Monat öffnen dort vor den Toren der Großstadt Wien die örtlichen Geschäfte bis 20 Uhr, mit Hüpfburg, mit Musik. "Dann ist es dort bumsvoll", berichtete Csépai den doch etwas skeptischen Kollegen. "Mit etwas Vergleichbarem hätte Forchheim ein Alleinstellungsmerkmal."
Von seinen Gästen weiß er, dass mancher den Restaurantbesuch mit einem Einkaufsbummel vorher einläuten möchte. Nicht nur Leute aus dem Forchheimer Umland, die die Fahrt in die Kreisstadt nicht zweimal an einem Tag machen möchten.
Auch Monika Graf von Globus versuchte den Innenstadt-Geschäftsleuten die Verschiebung der Einkaufszeiten und Einkaufsgewohnheiten plausibel zu machen: "Am Samstag machen wir zwischen 15 und 20 Uhr 60 Prozent des Umsatzes." Vor elf kämen im Wesentlichen Senioren, gegen Mittag kämen Familien, die erst einmal im Haus essen und dann einkaufen.
Auch im Möbelhaus gibt es eine Welle ab 15 Uhr am Samstag. Der frühere Vorsitzende Stefan Schick bedauerte: "In der Innenstadt haben wir den Wandel nicht geschafft." Mit dem 11. Juni, an dem der Kunsthandwerkermarkt beginnt, will man den ersten Schritt Richtung Einkauf am Samstagnachmittag tun.