Vergnüglicher Abend mit einem Seemann, Literaten und Eulenspiegel
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Mittwoch, 27. August 2014
Stadtsteinach — Das Stück "Wenn schöne Nixen knicksen" ist morgen um 20 Uhr im Frankenwaldtheater zu sehen. Der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, gibt sich h...
Stadtsteinach — Das Stück "Wenn schöne Nixen knicksen" ist morgen um 20 Uhr im Frankenwaldtheater zu sehen. Der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, gibt sich höchstpersönlich die Ehre. Die BR hat mit ihm im Vorfeld gesprochen.
Was erwartet die Zuschauer?
Jan Burdinski: Die Begegnung mit einem ‚Großvater' des deutschen Kabaretts, gleichzeitig die Begegnung mit einem Seemann der urigsten Sorte. Die Sache hat nur einen Haken: Da Joachim Ringelnatz - Seemann, Literat und Eulenspiegel in einer Person - nicht mehr lebt, werde ich ihn vertreten.
Wer spielt alles mit?
Mein Akkordeon, ein Stuhl, meine freche Schnauze und ich.
Wie lange wurde für das Stück geprobt?
Das lässt sich nicht in üblichen Zeitmaßen ausdrücken, denn in
den letzten Jahren war Ringelnatz immer wieder mein ‚Begleiter‘, manchmal bis in die Träume hinein.
Die größte Herausforderung?
Die Turnvater Jahn'schen Übungen, als ‚Luftnummer‘ zelebriert. Und "Rotkäppchen" in der Seemanns-Version, also ‚hochprozentig‘ vorgetragen.
Der Fränkische Theatersommer zeichnet sich dadurch aus, dass er auch in kleinen Theatern oder Räumlichkeiten spielt. Warum?
Dort ist es bekanntlich am gemütlichsten und der Zuschauer am nächsten.
Wo haben Sie schon überall gespielt?
Speziell dieses Programm: Auf Wirtshaustischen, in Höhlen, von einem Baum herab, mit nackten Füßen in einem eiskalten Bach stehend...
Wie finden Sie ihre Spielorte?
Nicht selten über Telefon-Anrufe von
Theaterfreunden, die mir bereitwillig Tipps geben.
Was ist der Reiz, im Frankenwaldtheater in Stadtsteinach zu spielen? Was gefällt Ihnen ganz persönlich an diesen Räumlichkeiten?
Das Ambiente ist einmalig. Soviel ich weiß, handelt es sich um ein uraltes ehemaliges Schulhaus. Wenn man aus solchen Räumen den Pauker-Geist mit Phantasie vertreibt, wie es dem jetzigen Besitzer gelungen ist, dann darf der Geist frei atmen - grandios!
Rechnen sich Auftritte in solch kleinen Etablissements?
Wer fragt schon danach, wenn es einem Spaß macht?
Oder ist Kultur auf dem Land immer ein Zuschussgeschäft?
Das darf frei heraus mit "Ja” beantwortet werden. Vor allem ist es eine riesige logistische Herausforderung, die viel Schweiß und Zeit kostet.
Aber für den, der Abwechslung, Abenteuer und die Leute auf dem Land liebt, ist es der reinste Genuss.
Generell besteht immer wieder die Tendenz, an Kultur zu sparen. Hat das der Fränkische Theatersommer auch schon erfahren (müssen), und wie hat er diese Situation gemeistert?
Durch doppelte Anstrengung, hartnäckigen Optimismus und clevere Ideen.
Gibt es auf dem Land einen Kultur-Hunger oder sind die Leute heute so mobil, dass es egal ist, wo gespielt wird?
Die Mobilität hat zwar überall zugenommen, aber man sollte sie nicht überschätzen. Wir spüren eine schöne Resonanz und Dankbarkeit für unsere Bemühung, Theater zu den Leuten zu bringen und nicht von vornherein zu erwarten, dass diese die langen Wege auf sich nehmen.
Wir sind das ‚fahrende Volk', das dafür sorgt, dass das Land mehr und mehr als Kultur-Raum erfahren wird.
Was zeichnet provinzielles Theater aus. Sie präsentieren ja nicht gerade Bauernschwänke?
Wir betrachten es als Ehre, für die so genannte Provinz zu spielen, weil wir sie nicht als provinziell empfinden. Wir spüren hautnah, dass die Bildungs-Scheuklappen fallen und dass man auch auf dem Lande neugierig auf anspruchsvolles Theater ist. Der Beweis: Schau'n Sie nur um 17.30 Uhr in die Faust-Aufführung am kommenden Sonntag im Schloss Thurnau.
Bislang wurde der Fränkische Theatersommer vom Landkreis Bayreuth und der Stadt Hollfeld dahingehend unterstützt, dass der Trägerverein kostenlos Büros zur Verfügung gestellt bekommen hat. Das soll sich jetzt ändern.
Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Wiederum durch doppelte Anstrengung, hartnäckigen Optimismus, clevere Ideen und durch unsere ehrenamtlichen Helfer, auf die wir nicht mehr verzichten können.
Wie sieht die Zukunft aus?
Rosig natürlich. Und voller Überraschungen...
Wie sind die bisherigen Auftritte in Stadtsteinach gelaufen?
Prima sind die Aufführungen gelaufen - mit steigender Zuschauer-Resonanz. Wir kommen auf jeden Fall wieder.
Das Gespräch führte Sonja Adam.