Druckartikel: Vergebliche Suche nach Lehrern

Vergebliche Suche nach Lehrern


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Dienstag, 07. März 2017

Gewillt sind sie: Fünf Lehrerstellen hat das Kronacher Schulamt genehmigt bekommen, um länger- und kurzfristige Ausfälle zu kompensieren - doch eine Stelle bleibt mangels Bewerbern wohl unbesetzt. Kritisch sei die Lage dennoch nicht.
Teilweise bis zu 30 Lehrer fielen im Landkreis in der Zeit vor den Faschingsferien krankheitsbedingt aus. Inzwischen sei die Lage aber nicht mehr so angespannt, sagt Uwe Dörfer, der Leiter des Staatlichen Schulamts im Landkreis Kronach. Foto: Caroline Seidel/dpa


Eine Lehrerstelle könnte Uwe Dörfer noch besetzen. Könnte. Denn beim Konjunktiv wird es wohl bleiben. "Es gibt derzeit leider niemanden, den man noch einstellen kann", erklärt der Leiter des Staatlichen Schulamts im Landkreis Kronach. Weder frische Absolventen von der Universität noch Lehrkräfte aus dem Kreis oder Nachbarkreisen. "Im Moment ist alles leer." Anderen Schulamtsbezirken gehe es aber ähnlich. "Letztlich ist es immer schwierig, während des Schuljahres jemanden zu finden", sagt Dörfer.
Arbeitsstunden für fünf Vollzeitstellen für die sogenannte flexible mobile Reserve hat das Kultusministerium beziehungsweise die Regierung von Oberfranken genehmigt. Damit soll ein Unterricht nach Stundenplan gewährleistet und ein normaler Schulbetrieb aufrechterhalten werden (siehe Infokasten). Davor, dass genau dies immer schwieriger werde, hatte Simone Fleischmann, die Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnenverbandes (BLLV), in einem Brief an den bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) gewarnt.


Traditionelle Grippewelle

Die Lage an Grund- und Mittelschulen spitze sich immer mehr zu, schrieb sie und forderte, ein Notfallprogramm umzusetzen, das betroffene Schulen entlastet. Etwa "Lotsen an Realschulen und Gymnasien", externe Evaluation oder, dass die Kooperation zwischen Mittelschulen und Wirtschaftsschulen befristet ausgesetzt wird.
Auch wenn im Kreis Kronach nur vier der fünf möglichen Stellen für eine flexible mobile Reserve besetzt werden können, sieht das Bild dort offenbar anders aus, als es der BLLV für den gesamten Freistaat zeichnet. "Bei uns ist es inzwischen wieder einigermaßen normal, die Lage hat sich wieder entspannt", betont Dörfer. "Nichts ist so gravierend wie in dem Brief beschrieben."
Kritisch sei es allerdings kurz vor den Faschingsferien gewesen, als im Landkreis teilweise bis zu 30 Lehrer ausfielen. Das sei aber ganz normal, da im Januar und Februar traditionell die Grippewelle durchs Land schwappt. "Da waren dann alle mobilen Reserven im Einsatz", sagt der Leiter des Kronacher Schulamts.


Vorgabe von der Regierung

Zu Beginn eines Schuljahres erhält Dörfers Behörde von der Regierung Vorgaben, wie viele Stellen für die mobile Reserve an Grund- und Mittelschulen zur Verfügung stehen dürfen. "Die mobile Reserve ist aber meist schnell aufgebraucht", erklärt Dörfer. "Man hat immer Langzeitkranke, Schwangerschaften oder Lehrer, die in Rente gehen." An dieser Stelle kämen dann die flexiblen mobilen Reserven ins Spiel. Zusammengezählt seien es im Landkreis derzeit 15 bis 20 Lehrkräfte, die an Schulen einspringen, um Unterrichtsausfall zu verhindern. Da das Ministerium lediglich Arbeitsstunden genehmigt, liegt es an den Schulämtern, aufzuteilen, wie viele Voll- oder Teilzeitstellen daraus werden.


Umschulung für Lehrer

Am Geld liege es nicht, teilt das Kultusministerium mit. Nahezu alle Lehramtsstudenten für Grund- und Mittelschulen hätten eine Volleinstellung erhalten, so Ministeriumssprecher Ludwig Unger.
Bei der Suche nach neuen Lehrern für Grund- und Mittelschulen setzt Uwe Dörfer auch auf Pädagogen, die einen Abschluss als Gymnasiallehrer haben, aber keine Stelle an einem Gymnasium finden. Im Landkreis gebe es derzeit sechs, die als Mittelschullehrer umgeschult werden.
Die Ausbildung dauere etwa zwei Jahre. Ein größerer Umbruch steht nicht bevor. Fünf Lehrer werden heuer in Pension gehen. "Das ist auch ungefähr der Schnitt, variiert aber natürlich von Jahr zu Jahr", erklärt Dörfer. Die kommenden Pensionäre zu ersetzen, werde wohl kein Problem.
Die Flüchtlingssituation habe übrigens eher wenig mit Unterrichtsausfällen oder Lehrermangel zu tun. Wie Klassen neu gruppiert oder zusammengelegt werden, werde zwar schulintern geregelt, neue Lehrer würden dafür aber nicht nötig. Denn sogenannte Drittkräfte, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, müssen nicht zwangsläufig Lehrer sein. "Das können auch Psychologen oder Sozialpädagogen sein", sagt Dörfer. Momentan seien an acht Schulen im Landkreis Drittkräfte mit fünf bis zwölf Arbeitsstunden in der Woche beschäftigt.