Vergängliches Kunstwerk aus Blüten und Spänen auf vier mal sechs Metern
Autor: Thomas Hümmer
Bad Staffelstein, Dienstag, 29. Mai 2018
Gertrud Faulstich hat vor etwa 20 Jahren ein Erbe angenommen - das Erbe von Agnes Sünkel. Denn Agnes Sünkel war jahrelang für die Gestaltung des Blütenteppichs zur Fronleichnamsprozession auf dem Mark...
Gertrud Faulstich hat vor etwa 20 Jahren ein Erbe angenommen - das Erbe von Agnes Sünkel. Denn Agnes Sünkel war jahrelang für die Gestaltung des Blütenteppichs zur Fronleichnamsprozession auf dem Marktplatz in Bad Staffelstein zuständig.
Gertrud Faulstich und ihr Mann Baptist planen seit dieser Zeit das vier mal sechs Meter große, vergängliche Kunstwerk. Bereits am Fronleichnamstag um 5.30 Uhr geht es mit der Arbeit los. Fünf Staffelsteiner Frauen "zaubern" größtenteils aus Hobelspänen, die Gertrud Faulstich am Tag vorher mit Dispersionsfarbe einfärbt, das Fronleichnamsbild. Gertrud Faulstich, die bereits seit etwa 30 Jahren mitarbeitet und ihre Helferinnen Angelika Reinhardt, Maria Würker, Gerlinde Hümmer, Franziska Gernert und Renate Gernert verstehen sich sehr gut und sind dabei ein eingespieltes Team.
Allerdings kann Renate Gernert in diesem Jahr an der Aktion nicht teilnehmen, da sie sich einen Arm gebrochen hat. Lange Jahre half auch Hannelore Menhorn bei der Gestaltung des Bildes mit. Viele Jahre unterstützt auch Thomas Sünkel die Aktion, er ist oftmals für das Auslegen des Grases zuständig.
Vorlage aus dem Internet
Bis es so weit ist, und der "Teppich" ausgelegt werden kann, sind viele Vorarbeiten nötig. Baptist Faulstich fertigt nach einer Vorlage aus dem Internet eine vier Mal sechs Meter große Schablone, auf die dann die Hobelspäne und Blüten ausgelegt werden. Dabei muss er die kleinen Maße des Bildes auf das Große umrechnen. Keine leichte Aufgabe, denn beim Ausmessen muss man große Sorgfalt walten lassen, damit Proportionen auch später passen. Früher entstanden die Schablonen auf Papier, erzählt Gertrud Faulstich. Die sind dann oft durch Feuchtigkeit kaputt gegangen. Heute werden die Konturen auf Folie gezeichnet, und die Vorlagen sind dadurch wesentlich haltbarer. Die Stadt Bad Staffelstein bewahrt die Schablonen auf, und nach ein paar Jahren können sie dann wieder als Vorlage Verwendung finden. Um die Schablone auslegen zu können, braucht es eine große Halle oder Garage. Da es bei den Faulstichs keine so große zusammenhängende Fläche gibt, wird in eine Garage nach Romansthal ausgewichen. Die Stadt ist für die Beschaffung der Hobelspäne, des Grases und den Aufbau des Altars zuständig. Natürlich muss dies auch vorher mit Bürgermeister Jürgen Kohmann abgesprochen werden.
Etwa eineinhalb bis zwei Stunden benötigen die fünf Staffelsteinerinnen, um ihr Werk fertigzustellen. Gertrud Faulstich kann sich nicht erinnern, dass das Bild jemals von widrigen Wettereinflüssen zerstört wurde oder gelitten hat. Allerdings war es schon oftmals notwendig, die Hobelspäne zu wässern, damit sie nicht von Windböen weggeblasen wurden, erzählt sie. Gertrud Faulstich verrät, was heuer auf dem Teppich abgebildet ist. So sind darauf Fische, ein Kelch, eine Hostienschale mit Brot und ein doppeltes Kreuz zu sehen. Da es in diesem Jahr wenig Blumen in den heimischen Gärten gibt, besteht das Bild größtenteils aus gefärbten Hobelspänen. Nach dem Fronleichnams-Gottesdienst um 8 Uhr in der Stadtpfarrkirche können sich Gertrud Faulstich, ihre Helferinnen und die Teilnehmer der Prozession an ihrem vergänglichen Werk erfreuen.