Vereinbar mit Familie und Beruf
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Dienstag, 28. März 2017
Als einzige Schule in Oberfranken bieten die Berufsfachschulen Maria Hilf des Erzbistums Bamberg eine Ausbildung zum Kinderpfleger in Teilzeit an - eine Chance für junge Eltern und Quereinsteiger.
Marion Krüger-Hundrup
Geschickt hantiert Carolin mit Pinsel und Farben. Die 27-jährige Hallstadterin bemalt einen Tontopf mit afrikanischen Mustern, der als Endprodukt eine Trommel ergibt - bespannt mit Fell, verziert mit Federn und Perlen. Werkerziehung und Gestalten nennt sich das Unterrichtsfach im Zweig Kinderpflege der Bamberger Berufsfachschulen Maria Hilf.
"Ich bin sehr zufrieden mit der Ausbildung. Die ist nicht immer leicht, aber eine richtige Entscheidung", erklärt Carolin in einer schöpferischen Pause. Eine Entscheidung für eine Ausbildung in Teilzeit, die es der verheirateten Mutter von zwei Kindern (2 und 4 Jahre) überhaupt ermöglicht, Familie und Beruf zu vereinbaren. Mit dem Schuljahr 2016/17 startete "Maria Hilf" als einzige Schule in Oberfranken den vom bayerischen Kultusministerium geförderten Modellversuch, jungen Eltern und Quereinsteigern mit der Teilzeitausbildung neue Perspektiven zu eröffnen. Der Versuch ist zunächst bis zum Schuljahr 2019/20 befristet, soll aber bei Erfolg weiter laufen.
Statt die reguläre Ausbildung zum staatlich geprüften Kinderpfleger in zwei Jahren zu absolvieren, können Interessenten dies nun in drei Jahren tun. "Diese neu geschaffene Möglichkeit wird gut angenommen", freut sich Schulleiter Wilhelm Schmidt. Ohne öffentlich Werbung gemacht zu haben, verzeichnet "Maria Hilf" schon im ersten Teilzeit-Schuljahr fünfzehn erwachsene Schüler und Schülerinnen aus der Region. Schließlich seien die Berufschancen in Kinderkrippen, -gärten, -horten oder Privathaushalten "sehr gut", versichert Schmidt.
Voraussetzung für die Teilzeit-Ausbildung ist ein erfolgreicher Mittelschulabschluss und die Bereitschaft, ein Aufnahmeverfahren zu durchlaufen. Die Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle, auch wenn die Teilnahme am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht verpflichtend ist. "Die Arbeit mit Kindern macht mir Spaß", sagt der 19-jährige Andreas, der schon vor Ausbildungsbeginn ein Praktikum in einem Kindergarten hinter sich gebracht hatte. Dafür hängte Andreas sogar die begonnene Kochlehre an den Nagel. "Mit dem Lernen tue ich mich in Teilzeit leichter", bekennt er freimütig.
An drei Vormittagen in der Woche läuft der Unterricht von 8 bis 13 Uhr, ein Tag ist wöchentlich der Fachpraxis in einem Kindergarten oder -hort vorbehalten. Freitag und Samstag sind komplett frei. Der Fächerkanon umfasst natürlich Pädagogik und Psychologie, Deutsch und Kommunikation, Säuglingsbetreuung und Gesundheit, aber auch mathematisch-naturwissenschaftliche Erziehung und Praxisorientiertes wie zum Beispiel Medien-, Musik- und Bewegungserziehung. Ausreichend Lernstoff, den 50 weitere Kinderpflege-Schüler in "Maria Hilf" in Vollzeit pauken, und der "in Teilzeit auf drei Jahre gestreckt wird", erläutert Schulleiter Schmidt.
Eine Ausbildungsvergütung gibt es nicht, dafür muss kein Schulgeld bezahlt werden, und die Schüler sind BaföG-berechtigt. Und obwohl den Berufsfachschulen Maria Hilf in Trägerschaft des Erzbistums Bamberg für zwei Jahre nur ein Interimsgebäude am Heinrichsdamm zur Verfügung steht, ist genügend Platz für einen Unterricht in heimeliger Atmosphäre. Das Stammhaus am Stephansplatz wird derzeit für rund 4,5 Millionen Euro renoviert und modernisiert.
Die junge Mutter Carolin hatte an "Maria Hilf" bereits Hauswirtschafterin gelernt, "danach bin ich direkt in die Elternzeit gegangen", erzählt sie. Mit zwei kleinen Kindern einen Beruf im Schichtdienst auszuüben, sei schwierig. So komme ihr die Teilzeitausbildung "total entgegen", zumal ihre Kleinen vormittags im Kindergarten seien.
Im September beginnt das neue Schuljahr. Interessenten an der Teilzeitausbildung sollten sich "für die Planungssicherheit", so Schulleiter Schmidt, bis zu den Pfingstferien im Juni gemeldet haben.