Druckartikel: Vera Schiller malt Kopfkino

Vera Schiller malt Kopfkino


Autor: Pauline Lindner

Hemhofen, Montag, 19. Oktober 2015

Talent  Eine 17-Jährige aus Hemhofen hat mit ihren Zeichnungen bei Schülerwettbewerben zu historischen Themen bereits mehrere Preise gewonnen.
Von ihren Arbeiten umgeben holt sich Vera Schiller Anregungen für ein neues Motiv. Symbolbild: Henra/pixabay.com


von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner

Hemhofen — Zwei große Kästen mit Buntstiften liegen auf ihrem Schreibtisch. Seit ihrer Kindheit malt Vera Schiller. "Im Kindergarten malen alle, in der Grundschule hören viele auf", hat die 17-jährige Gymnasiastin beobachtet. Sie hat weitergemacht und besuchte mit acht Jahren die Kunstschule Höchstadt bei Irina Gerschmann, bis sie 14 war. "Danach habe ich privat weiter gemacht", verrät sie.
Und da kommt ihr zweites Interessengebiet ins Spiel: Literatur und Geschichte. Unter einen Hut bringen lässt sich das, wenn man an Schülerwettbewerben zu historischen Themen teilnimmt. In einem guten Jahr hat sie an fünf teilgenommen und vier Mal gewonnen. Auf bayerischer Ebene hat es begonnen; die jüngste Auszeichnung erhielt sie beim 62. europäischen Wettbewerb. Hier war im 70.

Jahr seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer Aussage von EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker künstlerisch Stellung zu nehmen: "Die Dämonen des Krieges sind nicht verschwunden, sie schlafen nur."


Lieblingsmotiv Gesichter

Vera Schiller wählte als zentrales Motiv zwei wie bei der Begrüßung ineinander greifende Hände, auf deren Rücken sich die europäische Landkarte abbildet. Im Hintergrund sind als feine Bleistiftzeichnungen Nachkriegsfotos zu sehen. Und zwischen den Fingern tauchen winzige Bilder auf, die plakativ auf friedengefährdende Situationen hinweisen, von der Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bis zu Problemen der Datensicherheit des Bürgers.
Lieblingsmotiv von Vera Schiller ist das menschliche Gesicht.

Bei ihren früheren Wettbewerbsbeiträgen hat sie immer darauf zurückgegriffen und in den Gesichtszügen die Gedanken, "die Bilder in den Köpfen" (Schiller) dargestellt. Zu 25 Jahre Wiedervereinigung hieß die Aufgabe: "Was war die DDR?" Dazu hat sie fiktionale Zeitzeugen dargestellt. Ihre Quellen waren persönliche Berichte und Bücher. "Besonders interessant war dazu ein DDR-Geschichtsbuch, das mir meine Lehrerin gegeben hat."
Grenzen überwinden, gegen Extremismus, Ausländerfeindlichkeit früher und heute - die Themen der Wettbewerbe verlangen ein persönliches Bekenntnis. "Darauf bin ich noch nie in negativer Weise angesprochen worden", sagt die junge Künstlerin. Sie ist aber auch am Höchstadter Gymnasium eine Art Einzelkämpferin. Bislang haben sich noch keine Mitschüler gefunden, die an vergleichbaren Wettbewerben Interesse gezeigt hätten. Geschichtliches Interesse ist nicht jedermanns Sache. Und zum Beruf machen wollen es noch weniger. Anders Vera Schiller. "Malen und zeichnen soll nicht mein Beruf werden. Ich denke eher an ein Studium der Germanistik und der Geschichte."