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Veggie-Boom wird Spuren hinterlassen


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Trieb, Dienstag, 17. Oktober 2017

Die Schweinmäster machen sich Sorgen. Immer mehr Verbraucher setzen auf Geflügel.
"Die junge Generation wird ihre Gewohnheiten beibehalten": Verena Schütz, Leiterin des Bereichs Vieh- und Fleischwirtschaft beim Deutschen Raiffeisenverband (DRV). Foto: Stephan Herbert Fuchs


stephan herbert fuchs

Die Zahl der Ferkelerzeuger und Schweinemäster geht in Deutschland dramatisch zurück. Darauf haben mehrere Sprecher bei der Versammlung des Fleischerzeugerrings Oberfranken in Trieb bei Lichtenfels hingewiesen. "Wir werden in den kommenden Jahren in Deutschland unter einen Selbstversorgungsgrad von 80 Prozent fallen", warnte der Vorsitzende Jan Schrijer.
Nicht nur die Tierzahlen, auch die Anzahl der Betriebe geht zurück, so Frank Almendinger, Abteilungsleiter beim Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredlung (LKV). Nach den Worten Almendingers ist die Zahl der Schweinemastbetriebe in den neun bayerischen Fleischerzeugerringen des LKV von November 2015 bis Februar 2017 von rund 1670 auf 1560 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Ferkelerzeuger von 1420 auf 1190 gesunken. Nicht ganz so dramatisch ist die Zahl bei den Rindermästern von 853 auf 830. Schuld daran sind Almendinger zufolge das schlechte Image generell der Landwirtschaft in der Bevölkerung, immer neue und immer mehr Auflagen, Handelsvorgaben zum Nulltarif und die fehlende Planungssicherheit.
Verena Schütz, Leiterin des Bereichs Vieh- und Fleischwirtschaft beim Deutschen Raiffeisenverband (DRV), ging davon aus, dass innerhalb Deutschlands langfristig weniger Fleisch notwendig sein wird. "Der Veggie-Boom und die gesellschaftlichen Diskussionen werden Spuren hinterlassen", sagte sie. Schütz sagte voraus, dass die jüngere Generation ihre Gewohnheiten beibehalten wird und eher auf Fleisch verzichtet als die jetzigen 40- bis 55-Jährigen. Letztere machen derzeit die stärksten Fleischkonsumenten aus. Dazu komme, dass in der jüngeren Generation immer mehr Wissen über die Essenszubereitung verloren geht, dass alles schneller gehen muss, weniger aufwendige Gerichte auf den Tisch kommen und, dass Schweinefleisch im Gegensatz zum Geflügel nicht mehr so attraktiv ist. Trotz allem gilt Deutschland innerhalb der EU noch immer als größter Schweinefleischproduzent, gefolgt von Spanien, Frankreich und Polen.
Große Sorgen macht den Fleischerzeugern die Afrikanische Schweinepest. "Die Schweinepest steht 350 Kilometer vor unseren Türen", sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. "Das größte Risiko ist der Faktor Mensch", so Verena Schütz. Die Verantwortlichen zielen dabei vor allem auf osteuropäische Lkw-Fahrer ab, die sich aus Kostengründen ihre eigene Verpflegung mitbringen. Gelangen kontaminierte Essensreste auf Parkplätzen in den Müll, könnten sie dort von Wildschweinen aufgenommen und verbreitet werden.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen des neunköpfigen Beirats setzten sich die folgenden Persönlichkeiten durch: der bisherige stellvertretende Vorsitzende Wilfried Löwinger aus Altenreuth im Landkreis Kulmbach, der Vorsitzende Jan Schrijer aus Ottowind, Klaus Siegelin aus Tiefenklein, Gerhard Küspert aus Voitsumra, der zweite bisherige stellvertretende Vorsitzende Bernhard Pösch aus Roth, Thomas Raab aus Ebensfeld, Ehler Hugo aus Röthenbach, Herbert Kaiser aus Appenberg und Martin Poek aus Hattersdorf.