Vater, Papa oder Horst?
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Donnerstag, 01. Oktober 2015
von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg Da war der Thomas. Der hat ein unaufgearbeitetes Vaterproblem. Das weiß er schon lange, aber seit einiger Zeit interessiert es ihn sogar. S...
von unserem Mitarbeiter
Markus Häggberg
Da war der Thomas. Der hat ein unaufgearbeitetes Vaterproblem. Das weiß er schon lange, aber seit einiger Zeit interessiert es ihn sogar. So entschloss er sich eines Tages im Jahr 2015 dazu, einen Psychologen aufzusuchen und sich ihm anzuvertrauen. Was er erwartete, war ein Verstehen der Umstände und wenn es zu einer Linderung kommen mag, so soll es ihm auch recht sein.
Seinen Vater erlebte er bislang als wenig vorhanden, und wenn doch, dann als rechthaberisch. Aber eigentlich nennt er seinen Vater nicht Vater und schon gar nicht Papa, sondern beim Vornamen.
Für ein "Papa" reicht es nicht und was Thomas selbst an einem nüchternen Begriff wie Vater stört, ist, dass ihn das doch in so etwas wie die Nähe einer verwandtschaftlichen Beziehung rücken würde. Unbelastet hingegen schien ihm das Wort Horst.
Eigentlich, so Thomas, wollte er sich bei dem Psychologen in Bamberg nur ein bisschen auskotzen und nie im Leben hätte er gedacht, dass dieser auch noch Forderungen stelle, die über Kassenabrechnungsumstände hinausgingen. Aber schon der Faktor, dass die Kasse seine Sitzungen bezahlt, macht ja deutlich, dass Thomas wirklich ein Problem hat.
Sein Vater spricht nicht von Problem - er spricht von Beklopptheit. Bislang klappte Verdrängung in Thomas' Leben ganz ordentlich und er entwickelte sich zu einem ganz normalen Bausparer, Eisenbahnfan und Modelleisenbahner.
Aber Verdrängung wiederum bedeutet dem Bamberger Psychologen eindeutig zu wenig Reflexion. Er setzt auf Konfrontation und Aussprache.
Das, so der Mann, sei wichtig für emotionale und sonstige Fortschritte. So bestieg Thomas den Zug, reiste seinem Fortschritt ab Bahnhof Lichtenfels entgegen und fuhr zu seinem Vater nach Ingolstadt.
Als er wiederkehrte, wirkte er weniger gelöst als vielmehr benommen.
Auf die Frage, wieso und weshalb, führte Thomas aus, dass er zwei Tage und zwei Nächte mit seinem Vater verbracht habe. Die Tage gestalteten sich durch Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiele und die Nächte durch gut hörbare Hustenanfälle und Blutdruckabfälle. Am Tag der Abreise fiel der Blutdruck des Vaters für diesen spürbar gegen 3 Uhr morgens ab.
Da er in einem Ein-Zimmer-Appartement lebt, bekam das auch Thomas zu spüren. Vor allem darum, weil sein Vater ihm bis 6 Uhr morgens einen Vortrag über die Wechselwirkungen zwischen zu viel Salz in Nahrungsmitteln und Blutdruck hielt. In aller Ausführlichkeit und ohne Rücksichtnahme auf gestörten Schlaf. Gespannt empfing der Psychologe Thomas anderntags in Bamberg, nach wichtigen Erkenntnissen und Einsichten zur Reise fragend.
Die gab es für Thomas tatsächlich.
Ab Nürnberg ist die Schnellfahrstrecke Nürnberg-Ingolstadt-München nämlich eine zweigleisige deutsche Eisenbahn-Schnellfahrtstrecke für Personenfern- und -nahverkehr und untergliedert in Neubau- und Ausbaustrecke.
Die Trasse stellt dabei eine Verlängerung des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 dar und ist ferner Teil der Achse Nr. 1 (Berlin-Verona-Palermo) der Transeuropäischen Netze.
So hat er es dem Psychologen auch gesagt.