US-Truppen rückten Ort für Ort vor
Autor: Klaus Schmitt
Haßfurt, Donnerstag, 26. März 2020
Der Einmarsch der Alliierten bescherte den Menschen im heutigen Landkreis Haßberge den erhofften Frieden.
Klaus Schmitt Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Das Deutsche Reich kapitulierte. Millionen Menschen hatten den Tod gefunden, waren aus der Heimat vertrieben worden, trauerten um Angehörige, Freunde und Nachbarn.
Die Bilanz für das Gebiet des heutigen Kreises Haßberge: 450 Gebäude, darunter etwa 70 Wohnhäuser, waren völlig zerstört worden. Weitere 380 landwirtschaftliche Gebäude und 280 Wohnhäuser wurden beschädigt. Zerbombt war das Kugelfischer-Werk in Eltmann.
Zerstörungen im Maintal
Knapp 60 Prozent der Zerstörungen auf dem Gebiet des heutigen Landkreises erstreckten sich auf das Gebiet des Maintals. Besonders betroffen waren die Orte Stettfeld (Luftangriff im März 1944 mit zwölf Toten), Ebelsbach, Eltmann, Zeil, Prappach, Haßfurt, Römershofen, Hainert, Westheim und Wülf-lingen. Außerdem waren kurz vor Kriegsende von einem abrückenden Sprengkommando die drei Mainbrücken bei Eltmann, Zeil und Haßfurt in die Luft gejagt worden.
Nach einer Erhebung durch das Landratsamt Mitte der 90er Jahre forderte der Zweite Weltkrieg im Gebiet des heutigen Kreises Haßberge 4720 Tote und Vermisste. Darunter sind über 60 zivile Opfer. Nach der Erhebung hat die Stadt Haßfurt mit 577 Toten oder Vermissten die meisten Opfer zu beklagen. Es folgen Eltmann (498), Knetzgau (439), Maroldsweisach (319), Hofheim (295), Zeil (281), Königsberg (272) sowie Oberaurach (232) und Rauhenebrach (223). Vermutlich liegt die Opferzahl aber noch weit höher.
Gefahr aus der Luft
Zu den zivilen Opfern gehörten Menschen, die aus Flugzeugen der Alliierten beschossen wurden oder die in den Bombenhagel der Amerikaner oder Briten gerieten, deren Ziele Betriebe wie Kugelfischer waren. Am Morgen des 28. März 1945 wurde eine 13-Jährige in Unterpreppach das Opfer einer solchen Attacke. Die Kirche, der Schulhof und der Friedhof wurden durch Bomben zerstört. Die Ortskirche stand zwar noch 19 Jahre lang, hatte bei der Bombardierung aber so starken Schaden genommen, dass sie 1964 abgerissen werden musste. Eine Granate war damals am Kirchturm abgeprallt und hatte die Sakristei zerstört. Die 13-Jährige erstickte damals unter Erdmassen, die infolge des Bombeneinschlags auf das Mädchen und seine Mutter geschleudert wurden.
Bereits am 3. März hatte es zwei Todesopfer bei einem ähnlichen Angriff in Voccawind gegeben. Dort waren eine 24-jährige Frau und ihre kleine Tochter Opfer der Fliegerbomben geworden.