Druckartikel: Unterm Zuckerhut

Unterm Zuckerhut


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Mittwoch, 05. Juli 2017

Unterwegs in den kleinsten Ortschaften unseres Landkreises. In Rothenbühl gibt es gerade mal fünf Häuser und nur noch sieben Bewohner.


Josef Hofbauer

Der Weiler Rothenbühl am Fuße des 515 Meter hohen Zuckerhuts - nicht der in Brasilien, sondern der bei Ebermannstadt - ist ein idyllisches Örtchen mit einer reichen Geschichte. 1353 wird der Ort, in dem es auch einmal ein Schloss gegeben haben soll erstmals urkundlich erwähnt. 1743 wurde das Schloss zerstört und schließlich geschliffen. Der ehemalige Burggraben ist heute noch zu erahnen. Der Hohlweg zum Zuckerhut, vorbei an der Marienkapelle mit der Darstellung der Krönung Mariens, ist wohl ein Überbleibsel aus dieser Zeit.
Heute wohnen in dem Weiler nur noch sieben Menschen. "Ich bin der Jüngste", erklärt Leonhard Bieger (55), Besitzer des gleichnamigen Landgasthofes. Der gelernte Koch und Hotelfachmann bewirtet zusammen mit seiner Frau seine Gäste in der gemütlichen Gaststube mit allem, was Küche und Keller zu bieten haben. "Aber auch wir haben den Betrieb bereits zurückgefahren", erklärt Leonhard Bieger. Statt einstmals 30 bewirtschaften wir nur noch zwölf Gästezimmer. Und für die Gastronomie sind ausschließlich Leonhard und seine Frau zuständig. "Es ist ein Saisongeschäft, von Ostern bis Oktober", erklärt der Gastronom. Er räumt ein: "Im Winter ist es schon sehr ruhig. Aber wir wissen uns zu beschäftigen." Das findet auch sein Bruder Karl Bieger. Er bewirtschaftet ebenfalls als Saisonbetrieb den rund ein Hektar großen Campingplatz. Seine Gäste sind Wochenendcamper aus ganz Deutschland und Dauercamper aus der Region. Die Gäste schätzen die idyllische Lage inmitten einer intakten Naturlandschaft. Von den Osterferien bis Mitte November suchen seine Gäste hier Ruhe und Erholung.


Direkt ab Hof

Einen der beiden Bauernhöfe, die es am Ort gibt, bewirtschaften Erna Bauer und ihre Tochter Christina Böck mit Ehemann Jörg. Im Bauernladen gibt es Gemüse, Kartoffeln, Salate, Obst, Fleisch und Wurst, Eier von freilaufenden Hühnern und Bauernbrot. Je nach Saison werden auf einem Stand an der Straße auch Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Einlegegurken, Blumen, Kürbisse und Zierkürbisse angeboten. Auf Bestellung sind auch Gänse, Enten, Suppenhühner oder Hähnchen zu haben.
Diese Waren bietet die Familie auch auf dem Bauernmarkt in Ebermannstadt oder auf dem Viktualienmarkt in Bayreuth an. Direktverkauf gibt es auch an der B470 zwischen Streitberg und Muggendorf. "Wir wollen mit der besonderen Frische unserer Waren überzeugen", erklärt Christina Böck.
Im Hof des Nachbarn gleich neben der Kapelle finden sich Bienenstöcke. Wer Ruhe und Erholung sucht, ist hier richtig. Die Abgeschiedenheit ist gleichzeitig das Pfund mit dem die Rothenbühler wuchern können.
Bekannt ist Rothenbühl auch durch eine alte Sage. Sie handelt von einem "goldenen Fuchs". Der arme Bauer Melchior Glück träumte einst, er werde auf der Steinernen Brücke zu Regensburg sein Glück finden. Als er einen Tag vergeblich gewartet hatte sprach ihn ein Passant an, dem er seinen Traum erzählte. Der erwiderte, er habe auch einen Traum gehabt. In einem Ort namens Rothenbühl sei unter dem Altar einer Kapelle ein goldener Fuchs vergraben. Da eilte Melchior nach Hause, hob den Schatz, schenkte ihn dem Fürstbischof zu Bamberg und wurde dafür so reich beschenkt, dass er mit seiner Familie sorgenfrei leben konnte.