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"Unser Leben ist die Musik"


Autor: Gabi Arnold

Coburg, Sonntag, 19. Juni 2016

Auf der Suche nach einem Klavierlehrer fand die junge Annetraut Kinzer einst die ganz große Liebe fürs Leben. Zusammen mit Hans-Dieter Bauer, dem "fränkischen Horowitz", kann sie jetzt auf 50 bewegende Jahre zurückblicken.
Zwei ganz besondere Piano-Virtuosen haben sich gesucht und gefunden und sind nach 50 Jahren immer noch ein wunderbar harmonierendes Duo: Annetraut und Hans-Dieter Bauer.  Foto: Lothar Weidner


Es waren 50 turbulente und bewegte Jahre, aber auch 50 glückliche Jahre: Ein besonderes "Duo", um in der Sprache der von ihnen so geliebten Musik zu bleiben, feierte am Wochenende seine Goldene Hochzeit: Annetraut und Hans-Dieter Bauer.
"Es war ein Leben, das weiß Gott, nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen war. Ein Leben, das nicht Geisterbahn war, jedoch oft Achterbahn", so Hans-Dieter Bauer entspannt und fröhlich im Gespräch mit dem Tageblatt. Nur Musik zweier Menschen will gelebt sein und werden, so wie in den letzten 50 Jahren - und das muss gefeiert werden.
Annetraut Kinzer und Hans-Dieter Bauer haben sich getraut mit kirchlichem Segen am 18. Juni 1966, den gemeinsamen Lebensweg zu begehen, mit Ring und allem was dazu gehört. Damals, im Gegensatz zu heute, war die "wilde Ehe" noch verpönt und nicht erstrebenswert. "Trautl", Leiterin eines Jugendchores, engagierte sich auch als Organistin in der katholischen Kirche in Neustadt bei Coburg und war auf der Suche nach einem geeigneten Klavierlehrer, um sich musikalisch zu verbessern. So kam es, wie es sein musste: Sie besuchte ein Konzert des Pianisten Hans-Dieter Bauer und war sofort begeistert. Der sollte es sein, meinte sie damals. Das ging ein Jahr lang gut. Dann kam nach der Freundschaft die Liebe ins Spiel - mit der Folge der Heirat.
Währendem Annetraut als Klavierlehrerin am Albertinum wirkte, begann die Karriere des Gatten an der Frankfurter Jugendmusikschule. Es folgte das musische Gymnasium in Coburg, dann 32 Jahre das "Meistersinger"-Konservatorium mit Hochschule für Musik in Nürnberg. Er wuchs inzwischen zu einem international konzertierenden Pianisten heran und spielte auf den bedeutenden Musik-Festivals der Welt. Er war schlichtweg "der Weltklasse-Pianist aus Coburg". Begleitet wurde er immer von seiner Frau, und es gelangen ihm riesige Erfolge - und zwar weltweit. Standing ovations in China (Peking), Südamerika (Boenos Aires) und USA (Carnegie Hall New York) waren nur einige seiner erfolgreichen Auftritte. Nicht nur der Bayerische Rundfunk titulierte ihn als "fränkischen Horowitz". Er ist Träger der Silbernen Stadtmedaille der Stadt Coburg und erhielt vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler für Verdienste als musikalischer Botschafter Deutschlands das Bundesverdienstkreuz. Zum Erfolgsrezept einer glücklichen Ehe meinen beide: "Musik verbindet, aber oft erst nach gnadenloser Arbeit an den Tasten" und wie der Berliner zu sagen pflegt: "Von nischt kommt nischt."