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Uni-Außenposten im Steigerwald


Autor: Sabine Weinbeer

Fabrikschleichach, Sonntag, 17. Juni 2018

Über ihre Arbeit an der ökologischen Station der Universität Würzburg informierten Professor Jörg Müller und seine Doktoranden und Doktorandinnen. In Fabrikschleichach wurden einige besondere Projekte auf den Weg gebracht.
Das kürzlich im Universitätsforstamt Sailershausen angelaufene Forschungsprojekt erläuterte dessen Leiter Michael Junginger.


Dass Fabrikschleichach ein Standort der Uni Würzburg ist, das überraschte doch einige Besucher beim Tag der offenen Tür, den die ökologische Station erstmals initiierte. Seit zwei Jahren ist Professor Jörg Müller der neue Leiter der Station, seitdem wurde einiges modernisiert.
Ein DNA-Labor wurde eingerichtet und zuletzt auch das einsturzgefährdete Nebengebäude saniert. "Jetzt wollten wir Sie mal einladen, damit Sie sehen, was wir hier so machen", begrüßte Müller die Gäste.
Die derzeit fünf Doktoranden, die in Fabrikschleichach forschen, sowie Müller selbst und Simon Thorn, der wissenschaftliche Mitarbeiter, der sich selbst scherzhaft "Herbergsvater" nennt, gaben Einblick in ihre Forschungen, für die die Lage mitten im Steigerwald ideale Bedingungen bietet. Das historische Fachwerkhaus ist mit moderner Technik ausgestattet und verfügt über ein großzügiges Außengelände, das bei Bedarf auf den gesamten Steigerwald ausgedehnt werden kann. Die Bayerischen Staatsforsten und hier besonders der Leiter des Staatsforstbetriebes Ebrach, Ulrich Mergner, unterstützen die jungen Forscher und arbeiten bei den Projekten mit. So wird etwa in einem Projekt erforscht, wie sich die Totholzanreicherung im Wirtschaftswald auf die Artenvielfalt auswirkt.


Pilze und Käfer

Bei allen Forschungsarbeiten geht es um den Wald und die dort lebenden Tiere und Pflanzen. Da wird erforscht, ob xylobiontee, also Holz zersetzende, Pilze oder Käfer im feuchten Schatten oder in der prallen Sonne intensiver arbeiten oder wie es um die Insektenvielfalt bestellt ist, je nachdem wie der Wald genutzt wird. Zu diesem Thema startete jetzt ein groß angelegtes Projekt im Universitätswald in Sailershausen, das Michael Junginger vorstellte.
Deutschlandweit aufgestellt ist die "Amphibien-Taskforce", in Fabrikschleichach vertreten durch Carolin Dittrich. Sie beschäftigt sich mit Feuersalamandern und Gelbbauchunken. Seit 2015 sind Waldspaziergänger aufgefordert, die beiden Amphibien zu fotografieren, wenn sie sie antreffen, und die Bilder an salamander@mfn-berlin.de zu schicken.


Eingeschleppte Krankheit

Zudem haben die Forscher ein Auge darauf, wo die aus Asien eingeschleppte neue Salamander-Krankheit auftritt. Der Hautpilz lässt die Haut der Tiere aufreißen "und hat in Belgien und der Eifel Populationen bis zu 95 Prozent einbrechen lassen, die Salamander also fast komplett ausgerottet", so Carolin Dittrich. Gar weltweit aufgestellt ist die Totholz-Studie von Professor Sebastian Seybold, die von Janina Lorz vorgestellt wurde. Seit 2015 geht es hier um den Holzabbau. Schon jetzt kann man feststellen, dass die Witterungseinflüsse mehr zum Holzzerfall beitragen als Insekten.
Nachtfaltern auf der Spur ist Doktorandin Lea Heidrich, vor allem zum Eichenprozessionsspinner beziehungsweise zum Schwammspinner forscht sie. Hier gebe es noch sehr wenige wissenschaftliche Erhebungen, wie man dem Schädling auch ohne Gift beikommen kann, das immer auch andere Lebewesen mit tötet. "Manchmal ist ein Tier Nützling, aber auch Schädling. Die Frage ist, wie eine optimale Waldgemeinschaft entsteht, die im Gleichgewicht ist, so die Forscherin.
Der Würzburger Uni-Außenposten in Fabrikschleichach sei eine wertvolle Forschungseinrichtung, sagte Müller. Er, seine Mitarbeiter und die meist fünf Doktoranden, die hier für eine gewisse Zeit forschen und leben, genössen hier "ideale Rahmenbedingungen", lobte er. sw