Unglaublich: Logistikhallen so groß wie das Staffelbergplateau
Autor: Redaktion
Vierzehnheiligen, Donnerstag, 14. November 2019
Zum Bürgerentscheid in Bad Staffelstein am 24. November: Bei einem Besuch der Basilika Vierzehnheiligen vor kurzem bin ich wirklich erschrocken, was unterhalb im Obermaintal an Bauarbeiten geschehen s...
Zum Bürgerentscheid in Bad Staffelstein am 24. November: Bei einem Besuch der Basilika Vierzehnheiligen vor kurzem bin ich wirklich erschrocken, was unterhalb im Obermaintal an Bauarbeiten geschehen sind, die diese wunderschöne Gegend zum Negativen verändert haben. Ich habe mich nun als ehemaliger Bürger von Bad Staffelstein - fast 12 Jahre durfte ich in Vierzehnheiligen als Franziskanerpater arbeiten - informiert und mein Schreck wurde noch größer, denn weitere Gebäude sind geplant.
Am nordöstlichen Ortsrand von Grundfeld, an der Bürgermeister-Meißner-Straße, praktisch in Verlängerung der Vierzehnheiligener Straße, sind auf einem Areal von rund fünf Hektar zwei riesige Logistikhallen mit 200 Metern bzw. 140 Metern Länge und jeweils 75 Metern Breite und 8,5 Metern Höhe geplant. Dies soll auf Ackerland im Außenbereich, im "Gottesgarten", am Fuße des "Heiligen Berges", geschehen. Ist erst einmal eine Halle gebaut, folgt die zweite; denn der Unternehmer braucht mindestens zwei große Hallen, um die bestehende alte Halle und mehrere kleine Außenlager zu ersetzen.
Das wird erfahrungsgemäß über kurz oder lang bei anderen Investoren weitere Begehrlichkeiten wecken, und so wahrscheinlich ein neues großes Industriegebiet bis Lichtenfels-Seubelsdorf zur Folge haben. Das Ganze unterhalb von Vierzehnheiligen, unserer einzigartigen Basilika, ein Kulturerbe europäischen Ranges. Unglaublich!
Jenseits der Autobahn wird derzeit von der Firma Concept Laser ja auch ein riesiges Bauwerk in die Höhe gezogen, das das weltberühmte Dreigestirn von Vierzehnheiligen, Kloster Banz und den Staffelberg von der Ausstrahlung bereits negativ beeinträchtigt. Jetzt erst ist tatsächlich zu sehen, was damals geplant und genehmigt wurde.
Und nun steht ein weiteres Bauvorhaben, diesmal auf Staffelsteiner Gebiet zur Debatte, dessen Ausmaße viele Bürger ebenfalls unterschätzen und deren weittragende Folgen für die gesamte Tourismusregion gleichfalls negative Auswirkungen haben wird. Niemand kann behaupten, dass Hallen mit derartigen Ausmaßen (etwa so groß wie das Staffelbergplateau) "versteckt" werden können, insbesondere in dieser sensiblen Region. Der "Gottesgarten" hat in den letzten 20 Jahren bereits viel hinnehmen müssen. Die Logistikbranche kann derzeit aus unserer Wirtschaft nicht weggedacht werden. Und unsere Gemeinden benötigen auch Gewerbesteuern. Aber, in Zeiten von großen wirtschaftlichen und auch klimatischen Veränderungen muss vieles neu gedacht werden. Wir alle müssen auch überlegen, wie und wo Neubauten gewollt sind. Viele Länder denken schon um und verlagern den Verkehr auf die Schiene. Die Weltgemeinschaft kämpft gegen den Klimawandel.
Deshalb ist es sinnvoll, in dieser einzigartigen Region, dem "Gottesgarten am Obermain", auch im Kleinen mitzumachen. Fast alle Parteien haben sich den Klimaschutz auf ihre "Fahnen" geschrieben, teilweise sogar als urchristliches Anliegen definiert. Fraglich ist, warum genau dies hier noch unzureichend gelebt wird, gerade in dieser doch christlich geprägten Region. Bad Staffelstein hat mit seinem Dreigestirn, dieser einzigartigen Landschaft sowie einem vielfältigen kulturellen und geistlichen Angebot gewaltige Pfunde, die es zu seinen Gunsten in die Waagschale gegenüber anderen Mitbewerbern im sanften Tourismus werfen kann.
Ich stelle mir jetzt die vielen Wallfahrer vor, die alljährlich zum zweitgrößten Wallfahrtsort Bayerns kommen, die sich singend und betend Schritt für Schritt der Basilika von Vierzehnheiligen nähern und jedes Jahr feststellen müssen, dass der liebenswerte "Gottesgarten" wieder durch neue Betonklötze ein Stückchen von seinem Charme eingebüßt hat. Pfarrer Christoph Kreitmeir