Und plötzlich war die Brücke weg
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Mittwoch, 11. März 2020
Manchen war sie ein Dorn im Auge, andere können sich das Ortsbild ohne sie nicht vorstellen: Die umstrittene Fußgängerüberführung fiel am Mittwoch den Hochwasserfluten zum Opfer. Einige Gundelsdorfer waren ohne Strom.
Er war gerade aus seinem Auto an einer Baustelle im Gundelsdorfer Ortskern gestiegen, als er das laute Knallen hört. "Ich dachte, da zündet jemand noch ein paar übrig gebliebene Silvesterböller", erzählt der Mitarbeiter der Münchener Baukranfirma BKL. Doch das Knallen hört nicht auf - und als er nachsieht, traut er seinen Augen kaum: "Die Brücke war plötzlich weg. Ein Stromkabel hing aus den Trümmern, das ständig Funken gesprüht hat. Es war wie ein Feuerwerk."
Die Nachricht spricht sich herum wie ein Lauffeuer. Anwohner machen vom Ufer aus Fotos mit ihren Handys. Immer wieder treiben massive Baumstämme - bis zu zehn Meter lang - in den Fluten des Hochwassers, das sich seinen Weg durch die Haßlach bahnt.
Ein solcher wurde der alten Fußgängerbrücke am Mittwochmorgen zum Verhängnis. Er trifft den mittleren Pfeiler der Beton-Stahl-Konstruktion - zu viel für das in die Jahre gekommene Bauwerk, das in der Mitte auseinanderbricht. Durch die Wucht werden die beiden Brückenenden aus dem Erdreich gerissen und bleiben schließlich im Flussbett liegen. Auch Stunden später ragt das Ende des Holzstamms - wie ein Mahnmal für die Zerstörungskraft der Fluten - aus der Haßlach, deren Tosen schon aus der Ferne zu hören ist.
Keine Hinweise auf Instabilität
Wenige Minuten nach dem Einsturz sperren Mitarbeiter des Kronacher Bauhofs die Zuwege ab. "Bei diesen Verhältnissen können wir aktuell nicht viel machen. Wir können niemanden in den Fluss schicken", erklärt der Leiter der Kronacher Stadtwerke Jochen Löffler. Bis zuletzt habe es keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass die Brücke nicht mehr stabil ist. "Grundsätzlich sollten Brücken allen vorhersehbaren Dingen standhalten." Der Einsturz sei jedoch ein unglückliches Zusammentreffen von mehreren Ereignissen gewesen.
Vor ein paar Jahren hätten Mitarbeiter kleinere Schönheitsreparaturen an dem Bauwerk durchgeführt, Schadstellen am Geländer und dem Belag ausgebessert." Die nächste Überprüfung auf Verkehrssicherheit und Standfestigkeit hätte laut dem Stadtwerke-Leiter für 2021 angestanden.
Das vom Einsturz betroffene Stromkabel sei selbstverständlich umgehend stillgelegt worden. Das hat zur Folge, dass fünf Häuser auf der Flussseite der Haiger Straße zwischenzeitlich ohne Elektrizität sind. "Das Ortsnetzkabel lief an der Brückenunterseite entlang", berichtet Christian Martens vom Netzbetreiber Bayernwerk AG. "Mit dem Einsturz der Brücke ist auch das Kabel gerissen."
Die Kollegen vor Ort hätten provisorisch ein Stromkabel verlegt, das in etwa acht Metern Höhe über den Fluss führt. Dazu hätten sie sich zwei vorhandene Maste an den jeweiligen Ufern zunutze gemacht. "Sie haben einen Stein, der an einem Verbindungsseil befestigt war, über den Fluss geworfen und konnten das Stromkabel anschließend mit Umlenk-Rollen über den Fluss ziehen."