Und es gibt doch Osterbrunnen
Autor: Carmen Schwind
Oberehrenbach, Donnerstag, 02. April 2020
Die Kinder in Oberehrenbach hatten sich so sehr auf das Schmücken des Dorfbrunnens gefreut, doch dann kam die Corona-Krise mit der Ausgangsbeschränkung. Eine Mutter hatte nun die rettende Idee.
"Jedes Jahr haben sich die Kinder aus Oberehrenbach darauf gefreut, dass sie beim Binden der Girlanden und beim Schmücken vom Osterbrunnen mithelfen durften", erzählt Nadine Trautner aus Oberehrenbach. Nach der Arbeit ging es in den Vereinsraum vom "Club 72 - Fränkische Geselligkeit" und es wurde mit den kleinen Helfern Pizza gegessen. In diesem Jahr ist wegen der Corona-Krise alles anders.
Da sich die Menschen nicht treffen können, konnten auch keine Girlanden gebunden werden. Doch Nadine Trautner hatte eine Idee: Wenn die Dorfgemeinschaft nicht zusammen den Osterbrunnen gestalten kann, warum dann nicht jeder für sich?
Sie fragte in der Whatsapp-Gruppe "Gemeinsames unternehmen" bei anderen Eltern nach, ob nicht jedes Kind ein Osterbild malen und bei den Trautners in den Briefkasten stecken möchte. Nadine Trautner wollte die Bilder laminieren und am Brunnen des Dorfes anbringen. Heidi Eger kümmerte sich zudem um Material für eine Girlande, die Nadine Trautner band. Girlande, ein paar Ostereier und die Bilder brachten die Frauen dann getrennt am Brunnen an - und ein Osterbrunnen der besonderen Art war entstanden.
"Jeden Tag fällt ja was anderes aus, ob das Geburtstagsfeiern oder Treffen mit Freunden sind. Deshalb waren die Kinder sehr enttäuscht, dass auch das Osterbrunnenschmücken ausfallen sollte. Die waren ganz down", berichtet Nadine Trautner.
Durch ihre Idee hatten die Kleinen dann doch eine Aufgabe und sind jetzt ganz stolz auf ihren Osterbrunnen. "Jeden Tag hat einer angerufen und gefragt, ob sein Bild schon hängt", erzählt sie und sagt, dass diese Aktion für die Kinder am Ort ein kleiner Höhepunkt war, über den sie sich sehr freuen.
Nadine Trautner schildert: "Es ist gerade schwierig für Kinder und Eltern. Man kann sich nicht treffen und ist vorsichtig Menschen gegenüber, die man ja eigentlich mag." Die Dorfgemeinschaft tauscht sich über Whatsapp aus, teilt wichtige Informationen oder gibt Tipps, was man mit den Kindern daheim machen kann. "Trotzdem fällt einem gerade die Decke auf den Kopf, man ist irgendwie nicht ausgelastet und bringt schwer Struktur in den Tag", sagt Nadine Trautner und ergänzt: "Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau, denn wir haben Garten und Natur. Ich möchte nicht wissen, wie es Eltern in der Stadt in kleinen Wohnungen ergeht."
So hat die Aktion vom besonderen Osterbrunnen die Menschen in Oberehrenbach auf andere Gedanken gebracht und sie können sich bei Spaziergängen an ihrem Werk erfreuen, das sie alleine und doch gemeinsam geschaffen haben.