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Überraschung gelungen: Auch Kaiser Heinrich II. war ein "Domspatz"


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Montag, 12. Dezember 2016

Marion Krüger-Hundrup Lausbuben und 17-, 18-Jährige in nachtblauen Anzügen, kerzengerade stehend ohne zu zappeln, konzentriert und voll präsent: Die Regensb...
Die Regensburger Domspatzen mit ihrem Domkapellmeister Roland Büchner werden von Erzbischof Ludwig Schick auf der Bühne der Konzerthalle willkommen geheißen.  Foto: Bärbel Meister


Marion Krüger-Hundrup

Lausbuben und 17-, 18-Jährige in nachtblauen Anzügen, kerzengerade stehend ohne zu zappeln, konzentriert und voll präsent: Die Regensburger Domspatzen waren allein schon optisch ein Anblick, den man sonst von jungen Leuten nicht gewohnt ist. Dazu ein musikalisch befeuernder und motivierender Domkapellmeister Roland Büchner, dessen exaktes Dirigat eine großartige Teamleistung erleben ließ.
So war das Weihnachtskonzert am Abend des dritten Adventsonntages in der Bamberger Konzerthalle ein Hochgenuss für die Sinne. Das beeindruckte, wohl tausendköpfige Publikum dankte mit tosendem Applaus.
Für empfindsame Gemüter mag genau dieser Beifall nach fast jedem Stück allerdings störend gewesen sein. Denn durch das Klatschen litt der dramaturgische Bogen, die die Choräle und Motetten von der adventlichen Freude auf die Verheißung und das Kommen des Heilands weiter in das Weihnachtsgeschehen beschrieben. Doch die Domspatzen samt Chorleiter meisterten souverän diesen Umstand und bewiesen ihre Weltklasse in allen Epochen - von der Gregorianik bis zur zeitgenössischen Musik. Saubere Intonation, klare Deklamation, präzise Tonfolgen, vier- bis achtstimmige Sätze ergaben eine saalfüllende Klangcollage höchster Güte.
Bemerkenswert die Knaben, die als Solisten und im Duett ihren stimmgewaltigen Mann auf der großen Bühne standen. Liebenswert der Bub, der ohne jegliche Scheu die Geschichte um den heiligen Josef und seine auf wundersame Weise schwanger gewordene Verlobte Maria vorlas. Gänsehaut pur im Finale, in dem das brausende "Adeste Fideles" von Carl Thiel nicht fehlte.
Den zarten Schlusspunkt setzte der Chorsatz von der Heiligen Nacht mit dem Wunsch nach der unendlichen Liebe im weihnachtlichen Erdgeschehen. Gedimmtes Licht, innige Melodie, fast gehauchte Sangesworte. Da flossen Tränen im Publikum.
Doch natürlich hatte es für die geneigten Zuhörer durchaus auch etwas zum Lachen gegeben an diesem denkwürdigen Konzertabend. Erzbischof Ludwig Schick, der die Regensburger Domspatzen offiziell willkommen hieß, eröffnete mit einer Quizfrage: "Wer ist der berühmteste Regensburger Domspatz aus Bamberg?" Die Antwort, die der Erzbischof selbst gab, sorgte wegen vermeintlicher Unwahrscheinlichkeit für die Heiterkeit: "Kaiser Heinrich II."
Mucksmäuschenstill wurde es, als Schick das Rätsel auflöste: Die Regensburger Domspatzen gibt es seit dem Jahr 975, in dem Bischof Wolfgang eine eigene Domschule gründete, die neben dem allgemein bildenden Unterricht besonderen Wert auf die musikalische Ausbildung legte. Den Schülern war der liturgische Gesang in der Bischofskirche übertragen. Und der junge Heinrich (geboren 973) gehörte zu eben diesen Schülern ...