Druckartikel: Trockenheit bedroht die Fichte

Trockenheit bedroht die Fichte


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Neukenroth, Mittwoch, 21. März 2018

Der Borkenkäfer wird der Fichte im Frankenwald dort den Garaus machen, wo sie nicht ausreichend mit Wasser versorgt wird. Davon ist Hannes Lemme überzeugt. ...


Der Borkenkäfer wird der Fichte im Frankenwald dort den Garaus machen, wo sie nicht ausreichend mit Wasser versorgt wird. Davon ist Hannes Lemme überzeugt. Lemme muss es wissen, denn der Insektenkundler ist Mitarbeiter der Abteilung Waldschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Weihenstephan. Seine Erfahrungen gab er in der voll besetzten Zecherhalle bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kronach-Rothenkirchen weiter.
Viele Fichten im Frankenwald werden in einigen Jahren wegen des Klimawandels zu wenig Wasser aus dem Boden über die Wurzeln aufnehmen können, weil die Niederschläge im Sommer ausbleiben, zeigte Lemme in einer Power-Point-Präsentation auf. Gleichzeitig wird es wärmer und trockener. Ein ideales Wetter für die Buchdrucker, die erst ab einer Temperatur von plus 16 Grad ausfliegen können und sich durch die Rinde in die Fichte einbohre. Dort vermehren sie sich und bringen die Fichte zum Absterben, weil die Raupen Fraßgänge anlegen und damit die Saftbahnen des Baumes durchschneiden.
Bisher, so Hannes Lemme, gab es immer nach Sturmwürfen eine Borkenkäfermassenvermehrung, weil die entwurzelten oder abgebrochenen Bäume kein Wasser mehr aufnehmen und sich gegen die Schadinsekten mit Harz nicht wehren konnten. Und die großen Mengen an Schadholz konnten auch nicht so schnell aufgearbeitet werden.
Für die Zukunft prognostizierte der Insektenkundler auch ein Absterben von Fichten, die noch fest im Boden verwurzelt sind, aber auf zu trockenen Standorten stehen. Wenn es trockene und heiße Sommer gebe, dann könne man - ähnlich wie im Jahr 2003 - mit drei Borkenkäfergenerationen rechnen. Eine Katastrophe für den Wald, denn die Schädlinge vermehren sich potenzartig. Der Insektenkundler sah einen Waldumbau im Frankenwald als dringlich an, besonders an Standorten, wo sich die Fichte schwertut.
Damit spielte Lemme den Ball den Verantwortlichen der WBV zu, die seit Jahren an ihre Mitglieder appellieren, mehr Holz einzuschlagen und der Fichte, dem Brotbaum des Frankenwaldes, mehr Mischbaumarten zur Seite zu stellen. Wer die Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele ernsthaft umsetzen wolle, müsse die Mobilisierung des Rohstoffs Holz ganz oben auf die Agenda setzen, meinte Zweiter Vorsitzender Markus Wich.
Die Geschäftsführer Wolfgang Schirmer und Tobias Wicklein nannten bei der Jahresversammlung Zahlen aus dem Holzverkauf und der Pflanzenbestellung. Tobias Wicklein berichtete, knapp 26 000 Festmeter Holz seien für 1,8 Millionen Euro vermarktet worden. Nur ein Bruchteil des Zuwachses, also der Holzmenge, die pro Hektar nachwächst. Die Preise für frisches Holz seien nach wie vor gut.
Zum Glück sei der Frankenwald im vergangenen Jahr erneut von großflächigen Sturmwürfen verschont geblieben. In anderen Regionen innerhalb und außerhalb Bayerns biete sich ein anderes Bild. Dort habe es wegen der Stürme massive Preiseinbrüche gegeben. Da die WBV Kronach-Rothenkirchen das Holz meist in der Region an Sägewerke abgebe, habe das keine Auswirkungen auf den Holzpreis gehabt. Wicklein berichtete, nicht nur Langholz und Fixlängen seien vermarktet worden. Das Brennholz nehme einen immer höheren Stellenwert ein, teilweise sei der Preis höher als beim Papierholz. red