Trampen ohne Daumen raus
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Donnerstag, 13. Juni 2019
Im Landkreis sind viele Mitfahrbänke aufgestellt worden. Sie sollen vor allem älteren Menschen in kleineren Orten die Anbindung an die Zentren erleichtern. Es stellt sich aber auch die Frage nach dem tatsächlichen Bedarf und der Sicherheit.
Ein regnerischer Tag Ende Mai. In Hirschaid will keiner mitgenommen werden. Die Mitfahrbank in Hirschaid ist verwaist, ihr Gegenstück in Röbersdorf auch. Liegt es daran, dass die Bänke erst seit etwa zwei Wochen dort stehen und kaum einer was damit anzufangen weiß? Oder ist es schlicht das Wetter?
Am nächsten Tag ein Anruf in Heiligenstadt. Dort haben sie als erste schon Anfang Mai die vom Landkreis gesponserten bunten Bänke aufgestellt. Bürgermeister Helmut Krämer (Einheit) vermutet, dass die Bank schon mal genutzt wurde. Das Indiz: Das Klappschild, mit dem man signalisieren kann, wohin man mitgenommen werden will - nach Unterleinleiter, Aufseß oder Königsfeld - wurde schon ein paarmal geändert. Krämer fragt auch noch im Bürgerbüro nach. Von dort kann man die Bank sehen. Er erhält die bündige Antwort: "Bei dem Wetter setzt sich da keiner hin." Es ist immer noch regnerisch.
Anfang Juni endlich sonnig-warme Tage. In Stegaurach, wo ebenfalls seit Mai eine Mitfahrbank in der Ortsmitte steht, bleibt diese ebenfalls leer. An den Mitfahrpunkten in Waizendorf und Höfen sieht es nicht anders aus. Ist es etwa schon zu heiß? Oder werden die Bänke einfach nicht angenommen, nicht gebraucht?
Schleppender Auftakt
Ende vergangener Woche dann ein Anruf in Königsfeld. Dort wurde bereits im letzten Herbst die erste Mitfahrbank im Landkreis aufgestellt. Königsfeld war eine von 20 Gemeinden, die bei einer Ausschreibung des Vereins Oberfranken offensiv den Zuschlag für ein Paar Mitfahrbänke samt Schilderhaltern erhalten haben. Scheßlitz und Aufseß waren die Richtungen, in die es ging.
"Der Anfang war sehr schleppend", sagt Bürgermeisterin Gisela Hofmann (BB). Einmal seien junge Leute dort gesessen, mal ein Mann aus einer Nachbargemeinde und fünf bis sechs Mal Wanderer. "Eigentlich nicht die Leute, für die wir das gemacht haben." Nun habe sie aber den Eindruck, es werde besser, die Bänke bekannter, das Interesse im Ort größer. Es brauche vielleicht nur etwas Geduld. "Ganz viele würden jemand mitnehmen", stellt Hofmann fest. Die Bereitschaft sei groß.
Die Gemeinde bekommt nun auch noch Landkreisbänke. Die in Königsfeld steht schon, die Ziel- bzw. Startorte Laibarös und Voitmannsdorf allerdings wegen Baustellen noch unbestückt.