Tore öffnen Muhammed eine Tür
Autor: Daniel Ruppert
Wichsenstein, Dienstag, 13. Sept. 2016
Ein filigraner Kicker mit einem großen Leidensweg: Beim FC Wichsenstein ist Muhammed Abubakar nicht nur wegen seiner sportlichen Fähigkeiten geschätzt. Was aber vielen verborgen bleibt: "Abu" fürchtet in Nigeria um Mutter und Geschwister. Helfen soll dabei ein Benefizspiel.
           
Daniel Ruppert
 
  Auf dem Fußballplatz versprüht Muhammed Abubakar Spielfreude, die in der noch jungen Saison in der Kreisklasse 3 ER/PEG bereits acht Mal in einen Torerfolg mündete. Doch zum Lachen ist dem Spieler des FC Wichsenstein eigentlich nicht zumute. Nachdem sein Dorf in Nigeria mehrmals von der im Norden des Landes wütenden Terrororganisation Boko Haram überfallen und sein Vater ermordet worden war, flüchtete Abubakar vor einem Jahr nach Deutschland. Am Freitag findet zugunsten seiner Familie und des gesamten Dorfes ein Benefizspiel statt. 
  
  Krieg reduziert die Ernte
 
Denn Muhammeds Mutter und seine beiden jüngeren Geschwister blieben zurück und leiden unter der dort herrschenden akuten Hungersnot. Die wegen der kriegsähnlichen Zustände geringe Ernte macht Lebensmittel knapp und schwer erschwinglich. 
Das Eintrittsgeld von fünf Euro sowie die Erlöse aus Speisen und Getränken am Freitag sollen etwas Linderung verschaffen. Auf dem Sportgelände des FCW tritt um 18.30 Uhr eine Wichsensteiner Altherren-Auswahl gegen die Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg um Thomas Ziemer an.Im Anschluss sorgt die Band "My Wood" für musikalische Unterhaltung. Als Kommentator stellt sich DJ Major Tom zur Verfügung.
  
  Sponsoren stehen Schlange
 
"Neben Thomas Ziemer haben sich bereits Helmut Rahner, Dieter Eckstein, Reinhold Hintermaier und Andreas Wolf angekündigt", erzählt Abteilungsleiter Markus Stenglein, der die Aktion eingefädelt hat. Band und Moderator wirken kostenlos. Flyer und Plakate wurden ebenfalls entgeltfrei gedruckt. Das Grillgut stellt FCW-Torhüter Marc Wehrfritz zur Verfügung, dessen Eltern praktischerweise eine Metzgerei besitzen. 
Der Keeper war es auch, der Abubakar vom SV Gößweinstein nach Wichsenstein lotste. "Marc hat häufig beim SVG zugeschaut, weil sein Bruder Florian dort Trainer war. Ab und zu hat er ihn dann nach Hause gefahren", erklärt Stenglein.Mit seinen neuen Teamkollegen war der Nigerianer unter anderem auf dem Annafest. "Er ist in Tränen ausgebrochen, als er von allen etwas ausgegeben bekam. Gleichzeitig hatte er ein schlechtes Gewissen, weil es ihm hier so gut geht, aber seiner Familie so schlecht", berichtet der Abteilungsleiter. Um Letzteres so bald wie möglich zu ändern, fahre Abubakar jeden Tag um 6 Uhr zuverlässig mit Bus und Bahn von seiner Flüchtlingsunterkunft "Pension Hahn" in Gößweinstein nach Reuth, denn der FC hilft seinem Torjäger auch bei der Integration.
Stenglein vermittelte dem 20-Jährigen, der in seiner Heimat lediglich sechs Schuljahre hinter sich hat, ein Praktikum beim Fliesenlegerbetrieb Knöller im Forchheimer Ortsteil. Zudem wird er in der Berufsschule Bamberg auf die schulischen Anforderungen einer handwerklichen Ausbildung vorbereitet. Das Bistum Bamberg und die Burg Feuerstein ermöglichten "Abu" die Teilnahme an einem Intensiv-Deutschkurs - in den ersten vier Wochen kostenlos. "Da wir Abu als netten, zuverlässigen und ehrgeizigen jungen Mann kennen- und schätzengelernt haben, sind wir überzeugt, dass er es schafft, sich weiter zu integrieren, sich hier eine eigene Zukunft aufzubauen und er dann seine Familie finanziell unterstützen kann", sagt Stenglein.