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Tomate kann jeder


Autor: Brigitte Krause

Zeil am Main, Donnerstag, 21. April 2016

Die Hobbygärtner umsorgen das Nachtschattengewächs gegenwärtig auf der Fensterbank. In den nächsten Wochen geht es ans Auspflanzen. Pflanzenbörsen helfen den Laien.
Schafwolle wirkt als Wasserspeicher und liefert natürlichen Dünger für die Tomatenpflanze.  Foto: Brigitte Krause


Brigitte Krause

Von Beruf ist die gelernte Agraringenieurin auf Fleisch spezialisiert. "Aber zum Fleisch braucht man ja a Gemüs'", sagt Michela von der Linden. Und beim Gemüs' gehört die Tomate zu den Lieblingsfrüchten der Deutschen. Tomate kann jeder: Im Gartenbeet oder auf dem Balkon findet sich immer ein Plätzchen für das Nachtschattengewächs.


Mit Schafwolle

Michaela von der Linden hat im letzten Jahr mit Schafwolle aus ihrer eigenen Schafhaltung in Unterschleichach experimentiert. Wie? Ganz einfach. Der Boden ihres Tomatenhäuschens wird alle vier Jahre ausgewechselt ("das senkt den Krankheitendruck", Krautfäule erhält sich nämlich im Boden). In der Tiefe von gut 30 Zentimetern hat sie dann auf dem guten Quadratmeter ein Vlies ausgelegt. So wie es vom Schaf kommt, ungewaschen. Darauf die Erde und darin wiederum die Tomatenpflanzen. "Die Fleischtomaten hatten im Schnitt ein Kilogramm pro Frucht", beschreibt sie den Erfolg. Der ein zweifacher war: Denn in dem trockenen Sommer speicherte die Schafwolle überdies das Gießwasser. Die Tomaten mussten nicht so oft gegossen werden. In diesem Frühjahr kam die Überraschung: "Die Schafwolle ist komplett weg", sagt die Tomatengärtnerin und gräbt zum Beweis mit der Hand durch den lockeren Boden.
Noch ein Tipp für Hobbygärtner: Als Bioland-Bäuerin ist Michaela von der Linden die Frage des Düngens wichtig: Die Leute wollen immer mehr Bio-Gemüse, aber im eigenen Garten wird der Dünger auf die Pflanzen draufgehauen: "Viel hilft nicht gleich viel", warnt die 39-Jährige. Sie rät dringend dazu, die Düngeangaben auf der Packung zu beachten. Selbst düngt sie mit verdünnter Brennnesseljauche: ordentlich Brennnesseln in einen Eimer geben, Wasser drauf und dann vier Wochen stehen lassen, ab und zu umrühren. Das Gebräu sollte nicht unbedingt zu nahe an der Terrasse stehen: Es stinkt gewaltig. Verdünnt mit Wasser kann man damit aus Krakeltomaten ganz feine Kraftpakete machen. Das Ganze funktioniert auch mit dem kaliumreichen Beinwell.


Hängende Früchte

Im Übrigen reicht einer Cocktailtomate auf dem Balkon ein Fünf-Liter-Topf. Gefüllt mit Pflanzerde (hat einen geringen Düngeranteil). Unten ist eine Drainage aus zerklopftem Porzellan oder Ziegelstein sinnvoll.
Kein Platz zum Stellen der Tomate? Dann hängt sie der Hobbygärtner eben auf: Ein Henkeleimer braucht unten ein Loch, gerade so groß, dass man das Tomatengrün hindurchfädeln kann, dann wird aufgefüllt mit Erde. Die Tomate wächst von unten nach oben und wird zum Hingucker.
Jedes Jahr ist der Ernteerfolg ja ein anderer: Sollte sich heuer große Freude bei der Ernte einstellen, könnte man mal folgendes Rezept probieren: Tomatencappuchino mit Basilikumschaum. Dafür schält man eine mittelgroße rote Zwiebel und eine Knoblauchzehe und dünstet die in zwei Esslöffel Rapsöl an, dann kommen 750 Gramm Kirschtomaten (gewaschen und geschält) dazu, ferner je 200 Milliliter Tomatensaft und Gemüsebrühe. Das Ganze zehn Minuten köcheln lassen, dann pürieren (Mixer) und mit Pfeffer und Salz würzen (wenn nötig). Jetzt das Finish: Dazu 125 Milliliter Sahne steif schlagen und eine gute Handvoll Basilikumblätter mit etwas Salz pürieren, dann die Kräuter unter die Sahne heben und auf der Suppe anrichten. Dekoriert wird die Suppe mit einem Basilikumblatt und einer halben Tomate. Bei den nächsten Gartenbörsen im Landkreis kann man in der Regel selbst gezogene Tomatenpflanzen kaufen. In Rügheim organisiert die Vereinsgemeinschaft die Gartenbörse am Sonntag, 24. April, 11 bis 18 Uhr, in der Dorfmitte rund um den Schüttbau herum. In Stettfeld ist die Pflanzenbörse des Obst- und Gartenbauvereins inzwischen überregional ein Geheimtipp für alle Pflanzen- und Gartenfreunde: am Sonntag, 8. Mai (Muttertag), 11 bis 16 Uhr, am Seering.