"Tierfreier Landkreis"?
Autor: Günther Geiling
Brünn, Freitag, 07. Februar 2020
Bauern fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Schweinemäster Walter Pfeufer hat aufgegeben. Sein Stall ist ausgeräumt.
Kein Schwein da! Der Blick fällt in einen Stall, in dem bis vor einiger Zeit in drei Abteilungen jeweils 320 Tiere standen. Der Stall ist leer und blitzblank gesäubert. Landwirt Walter Pfeufer sah sich gezwungen, aus der Schweinemast auszusteiger, und das hat er getan. "Betriebswirtschaftlich reicht es nicht mehr und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingen uns zu solch einem Schritt. Das gute regionale Produkt aus Brünn wird es also nicht mehr geben", sagte der Haupterwerbslandwirt bei einem Stallgespräch mit den Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) unter dem Motto "Essen aus Bayern - Gegessen wird zuhause - aber was und woher?".
Dabei gibt es den Stall erst seit zehn Jahren, und die damalige Investition ist bei weitem noch nicht abbezahlt. Solche Situationen sind durchaus kein Einzelfall. Walter Pfeufer zeigt das an seinem mit rund 180 Einwohnern kleinen Heimatort Treinfeld auf, in dem einmal neun bis zehn Bauern in der Landwirtschaft aktiv waren und Viehhaltung betrieben. Jetzt gibt es dort noch einen Viehhalter.
"Deswegen habe ich schon meinem Sohn empfohlen, nicht den landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen, obwohl er es gerne gemacht hätte. Auch meine Frau geht jetzt zur Arbeit. Das ist eigentlich schade. Früher konnte man sich auf so einem Hof ernähren. Jetzt muss man dagegen die Frau zur Arbeit schicken, damit man über die Runden kommt. Das Einkommen reicht einfach nicht aus, um eine Familie zu ernähren."
Wehmut
Bei dem 52-Jährigen liegt sehr viel Wehmut in den Worten. "Ich blicke sehr kritisch in die Zukunft und weiß nicht, ob ich bis zum Rentenalter in der Landwirtschaft sein kann." Er betreibt noch einen Betrieb mit 150 Hektar, davon 30 Hektar extensives Grünland, von dem er Heu an Pferdehalter und nach Österreich verkauft. Außerdem baut er Getreide und etwas Klee und Luzerne an.
Auf die Frage, wie er sich fühlt, meint er: "Zum Glück war es nicht ein ganz schneller Prozess, denn ich fühlte mich nicht mehr glücklich mit meinem Ferkellieferanten. Ich komme mir aber manchmal vor wie ein Leibeigener dieser Gesellschaft, weil ich Arbeit mache, die Normale nicht mehr machen."
In seinen Worten spürt man das Verantwortungsbewusstsein eines Nutztierhalters im Umgang mit seinen Tieren. "Wir halten doch Tiere, um Lebensmittel zu erzeugen, wollen damit unser Einkommen erwirtschaften und so die Lebensgrundlage für unsere Familien und Betriebe erhalten." Diese Lebensphilosophie ging aber nicht auf.
Sein Vater siedelte schon 1977 aus, betrieb in Treinfeld Milchviehhaltung, und auch er wollte dort einen Stall bauen. Die Genehmigung habe ihn 25 000 Euro gekostet und sich länger hingezogen als erwartet. "Heute bin ich froh, dass es dadurch nicht zum Bauen gekommen ist."