In einem Gespräch mit den Medienvertretern gingen die beiden IZK-Sprecher Hans Rebhan und Thomas Kneitz auf die Bewerbung für das digitale Gründerzentrum, d...
In einem Gespräch mit den Medienvertretern gingen die beiden IZK-Sprecher Hans Rebhan und Thomas Kneitz auf die Bewerbung für das digitale Gründerzentrum, den Kronacher Studiengang und das Berufsleben im Zeitalter von "Industrie 4.0" ein. Hans Rebhan verwies darauf, wie komplex und abstrakt sich Begriffe wie "Zukunftsdesign" für viele Leute anhören, daher hier einige Erklärungen:
Studiengang Zukunftsdesign: Thomas Kneitz ist stolz auf das, was die Hochschule Coburg mit den Kronachern auf die Beine gestellt hat. "Dieser Studiengang ist eine Revolution", ist er überzeugt. "Es ist
der Studiengang für ,Industrie 4.0‘." Und der sei eben nicht in Harvard oder Stanton, sondern in Coburg aus der Taufe gehoben worden. Im Studiengang geht es darum, an Praxisprojekten zu arbeiten, um so Innovationsprozesse in Gang zu setzen.
Ein zukunftsgerichtetes Denken an den Schnittstellen der Fachdisziplinen wird somit gefördert. Hans Rebhan ergänzt: "Der Studiengang soll kein Selbstzweck sein. Daraus sollen neue Strukturen entstehen."
Digitales Gründerzentrum: Eigentlich sollte der nächste Schritt nach der IZK-Gründung und -vernetzung (2012/14) sowie der Einführung des Studiengangs (2016) erst im Jahr 2018 erfolgen. Der jetzigen Entwicklung geschuldet, wollen die Verantwortlichen aber nicht mehr so lange warten. "Wenn, dann müssten wir diejenigen sein, die einen Fuß in der Tür haben", verweist Rebhan auf die enge Verbindung zwischen dem Kronach/Coburger Studiengang und einem digitalen Gründerzentrum. Diese Chance will man sich nicht entgehen lassen.
Man wolle die Menschen bei dem gesellschaftlichen Wandel mitnehmen, ihnen Ängste nehmen und ihnen zeitnah passende Angebote unterbreiten.
Bewerbung: Es gibt neben Kronach weitere Bewerber, die eines der beiden für Oberfranken geplanten digitalen Gründerzentren vor Ort haben möchten; Bamberg, Coburg, Hof und Bayreuth sind noch mit im Rennen. "Es ist uns gelungen, eine starke Bewerbung einzureichen", meint Rebhan. Kneitz verweist auf ein inhaltlich wie wirtschaftlich gutes Konzept. Der Trumpf, auf den die Kronacher im Ringen mit den größeren Städten und Landkreisen setzen, ist der überregionale Gedanke. Rund 30 Unternehmen stehen hinter der Bewerbung. Bereitschaft, mit den Kronachern an einem Strang zu ziehen, wurde bereits aus Lichtenfels, Kulmbach und Sonneberg signalisiert. Der Einzugsbereich ist also konkurrenzfähig.
Laut Rebhan spiegelt er schon jetzt etwa 300 000 Einwohner wider.
Grenzen sprengen: "Unsere Vorstellung ist, dass wir nicht an den Kreisgrenzen stehen bleiben", betont Kneitz, dass die Zeit des Kirchturmdenkens in einer digitalen Gesellschaft vorbei ist. Deshalb sei man in Kronach um ein gemeinsames Handeln und Aktivitäten mit den Nachbarn bemüht. "Es geht darum, zu verstehen, dass in einer digitalen Welt Grenzen Quatsch sind", sagt Kneitz. Man suche Pfiffikusse, welche die Region mit ihren Ideen vorwärts bringen. Dabei müsse man das gemeinsame Handeln in den Vordergrund rücken und die Einordnung nach Landkreisgrenzen aus den Köpfen bekommen. "Wenn wir die Grenzen in den Köpfen behalten, haben wir verloren", betont Kneitz.
Bewertung: Eine Jury wird die Bewerbungen beurteilen. Dann werden die Ergebnisse analysiert. Am 21./22.
Juli sollen diejenigen nach München eingeladen werden, die den Zuschlag bekommen. Danach beginnt erst das eigentliche Antragsverfahren, wobei die Details des Konzepts mit der Bezirksregierung abzuklären sind.
Kosten: Die Kosten für das Vorhaben liegen bei etwa drei Millionen Euro. Etwa 300 000 Euro müssten über Eigenmittel (90 Prozent Fördermittel) finanziert werden, der Rest wären Fördergelder. Laut Kneitz steht Kronach in der Kostenfrage sehr gut da: "Andere Bereiche gehen da mit acht oder zehn Millionen Euro in die Bütt." Für die Netzwerkaktivitäten wird mit 52 000 Euro Eigenanteil (50 Prozent Förderung) kalkuliert.
Prognos-Zukunftsatlas: Das Gutachten, dass dem Kreis Kronach zuletzt sehr schlechte Noten ausstellte, sei mit Vorsicht zu genießen, meint Rebhan.
Viele dafür herangezogene Zahlen seien rein statistischer Natur; sie würden weiche Standortfaktoren nicht berücksichtigen. Allerdings sei das Gutachten sehr wohl als Mahnung zu verstehen, den Landkreis mit verstärkten Anstrengungen für die Zukunft fit zu machen.
Netzwerke: Kneitz betont, dass Netzwerk-Aktivitäten für eine positive Zukunftsgestaltung eine Kernaufgabe seien. "Bringen wir die Leute zusammen, wir bieten die Plattform", fordert er, bei Begegnungen kreativer Köpfe die Ansatzpunkte für ein modernes unternehmerisches Handeln zu generieren. Dabei gehe es besonders darum, kleine und mittelständische Betriebe zu unterstützen, so dass diese die aktuelle Entwicklung nicht verpassen, ergänzt Rebhan.
mrm