Terminservicecenter machen Arztsuche nicht zum Wunschkonzert
Autor: Marco Meißner
Kronach, Samstag, 19. Sept. 2015
Kreis Kronach — Was unsere stichprobenartige Terminsuche bei den Fachärzten ergeben hat, bestätigt Birgit Grain. Die Pressereferentin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB)...
Kreis Kronach — Was unsere stichprobenartige Terminsuche bei den Fachärzten ergeben hat, bestätigt Birgit Grain. Die Pressereferentin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) verweist auf eine eigens eingerichtete Anlaufstelle für Patienten, die sich beschweren wollen. "Das Thema Wartezeiten kommt da kaum vor", erklärt sie.
Bei der Vergabe von Facharztterminen habe Bayern gegenüber den anderen Bundesländern sogar die Nase vorn. Eine bundesweite Umfrage habe ergeben, dass die Wartezeiten im Freistaat am kürzesten sind.
Birgit Grain räumt im Gespräch noch mit zwei Irrglauben auf. Der eine betrifft die Terminvergabe durch die Ärzte. Grundsätzlich habe es ein Mediziner erst einmal selbst in der Hand, wie er seine Termine steuert. "Als Kassenarzt muss er sich selbstverständlich an gewisse Regeln halten", ergänzt sie, dass hierbei natürlich keine Willkür herrschen dürfe.
Ein Kassenarzt müsse gewisse Zeiten für die Behandlung von Kassenpatienten einplanen. Die Notfallbehandlung habe zudem immer Vorrang, und bei Schmerzpatienten dürften keine Unterschiede zwischen privat und gesetzlich Versicherten gemacht werden.
Der zweite Irrtum, den die Pressereferentin ausräumt, betrifft die Terminservicestellen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen müssen diese Anlaufpunkte nach dem neuen Versorgungsstärkungsgesetz einrichten, um Kassenpatienten Facharzttermine innerhalb von vier Wochen zu garantieren.
Politik in der Pflicht
"Es werden Erwartungen geweckt, die so vielleicht nicht erfüllt werden können", stellt Birgit Grain fest und erklärt: "Es wäre die Aufgabe der Politik, darüber zu informieren, dass es sich dabei nicht um die Wunschbehandlung handelt." Die Patienten verbänden mit der Einführung der Termin servicestellen oft die Hoffnung, bei ihrem Wunscharzt zur perfekten Zeit ohne großen Vorlauf einen Termin zu bekommen. Doch darum gehe es nicht, und diese Erwartung könne auch nicht grundsätzlich erfüllt werden.
Vielmehr vermittle die Servicestelle einen freien Termin innerhalb einer so genannten Planungsregion. "Der muss nicht beim nächstgelegenen Arzt sein", unterstreicht Grain. Und auch zeitlich werde der Patient Kompromisse eingehen müssen.
Bis es überhaupt zu solchen Vermittlungen kommt, wird zudem erst noch einige Zeit ins Land ziehen. "Die Terminservicestellen sind ein Teil des neuen Gesetzes, das jetzt in der Umsetzungsphase ist - die hat aber gerade erst begonnen", betont die Pressereferentin. Ab Januar 2016 sollen die Servicestellen eingerichtet werden. Dabei werde es zudem regionale Unterschiede in den Bundesländern geben, stellt sie fest, dass das Konzept für diese Einrichtungen erst noch angepasst werden muss. mrm