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Tausende waren auf Schatzsuche


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Donnerstag, 02. Oktober 2014

Grossereignis   Der 15. Antik- und Trödelmarkt lockte am Feiertag Händler und Besucher aus Nah und Fern in die Innenstadt. Das bunte Sammelsurium von Kitsch bis Kunst gefiel.
Ein echter Besuchermagnet war der Antik- und Trödelmarkt, der Tausende in die Bamberger Innenstadt lockte. Alle Fotos: Barbara Herbst


von unserer Mitarbeiterin 
Marion Krüger-hundrup

Bamberg — Die ersten Kunden schlichen sich schon um 6 Uhr früh in die Innenstadt, wo Händler ihre Stände rund um den Maxplatz aufbauten. Die Sehnsucht - oder Gier - nach einem wahren Schätzchen, nach einem bisher unentdeckten Picasso oder Lucas Cranach siegte über das Schlafbedürfnis am Feiertag.
Schon vor dieser nachtschlafenden Zeit waren auch Gisela Schlenker und Gabriele Friedrich auf den Beinen. Die beiden Beiratsmitglieder des Bürgervereins Bamberg-Mitte organisierten mit dem gesamten Vorstand die Ständeverteilung für diesen 15. Antik- und Trödelmarkt: 520 Anbieter (rivate wie gewerbliche) aus ganz Deutschland, aus den Beneluxstaaten, Dänemark, Italien, Österreich breiteten ihre Waren aus.
Der Bürgerverein hatte gemeinsam zu diesem Großereignis aufgerufen. Und das "ohne wirtschaftliche Interessen", wie Gisela Schlenker sagte. Denn der Reinerlös aus Standgebühren und Bewirtschaftung "kommt ausschließlich karitativen Zwecken zugute".
Bereits gegen 10 Uhr herrschte dichtes Gedränge in der Fußgängerzone, in der Promenade, am Heumarkt, in der Austraße. Tausende schoben sich auf der Suche nach dem "Diamanten" von Tisch zu Tisch. Tatsächlich gab es diesen Edelstein an Omas Ring und anderen alten Schmuck zuhauf. Besonders die reiferen Damen beäugten die Pretiosen mit Kennerblick und erstanden manch edles Stück.
Überhaupt hatten gerade die gewerblichen Händler Hochwertiges ausgebreitet: Weichholzmöbel, Teppiche, Porzellan, Gläser, Tischleinen aus den vergangenen Jahrhunderten. Denn dass ihre Waren tatsächlich antik und nicht neuwertig sein durften, war die Voraussetzung für diesen Markt. Zwei Gutachter aus Heidelberg nahmen somit auch jeden Stand in Augenschein, um Etikettenschwindel zu verhindern. Doch nur ein Händler mit Neuwaren "musste des Platzes verwiesen werden", so Gisela Schlenker.
Es funkelte nur so an den Tischen des Bad Reichenhaller Kunsthändlers Jerry Windbiel: Kerzenleuchter, Schalen, But-terdosen, Vasen aus massivem Silber lockten Scharen an. Sie ließen sich auch nicht davon abhalten, dass zur Mahnung gleich das passende Putzmittel zum Polieren des teilweise angelaufenen Edelmetalls dabei stand. "Ich habe gar keine Zeit für ein Gespräch", wimmelte Jerry Windbiel die Reporterin ab, weil er verständlicherweise die Kundenkontakte vorzog.

Kunden aus Ungarn und USA

Anders Angelika Kraft aus Höchstadt, die als private Anbieterin von allerlei Kleinkram, Haushaltswaren oder Büchern ziemlich entspannt das Geschehen verfolgte. Gleichwohl war sie sich bewusst, dass sie mit ihren Wahlplakaten aus dem Jahr 1947 gewisse Raritäten unters Volk bringen wollte. Auf einem dieser Plakate prangten Geier neben dem Aufdruck: "Schluss mit der CSU-Gesellschaft - wählt KPD". Ob ein Seehofer-Fan dieses Pamphlet aus dem Verkehr ziehen wollte? Jedenfalls konnte Angelika Kraft es für 90 Euro an den Mann bringen. Überhaupt "ist das Publikum sehr freundlich, interessiert und international", freute sich die Händlerin. Es seien schon Kunden aus Ungarn und Amerika bei ihr gewesen.
Zufrieden mit der Resonanz war auch die Bambergerin Tanja, die Dachboden und Keller aufgeräumt und eine Haushaltsauflösung hinter sich gebracht hatte. "Zum Wegschmeißen ist das alles zu schade", meinte die Mittdreißigerin. Außerdem "will ich auch etwas verdienen", räumte sie ein. Bücher und Bierkrüge habe sie schon verkauft. Auch das cremeweiße Goldrand- Ess-Service der Urgroßmutter finde Gefallen und gehe in Einzelteilen über den Tisch. "Eine Frau hat zum Beispiel die Suppenschüssel für Spagetti genommen", freute sich Tanja.
Nachmittags bildete sich eine lange Schlange am Pavillon des Bürgervereins nahe der Kettenbrücke: Die beiden Gutachter standen bereit, um ihr Expertenurteil über die erstandenen Stücke abzugeben. Diesen kostenlosen Service nutzten auch Sammler, die ihre mehr oder weniger antiken Objekte von daheim zum Schätzen mitgebracht hatten.