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Tausend Fragen rund um die Rente


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Bamberg, Mittwoch, 09. Oktober 2019

Manfred Kästle und die Mitarbeiter vom VdK-Kreisverband Bamberg versuchen in ihren Beratungsgesprächen die richtigen Antworten zu geben. Am Freitag gibt es dazu eine Diskussion mit Verena Bentele und lokalen Jungpolitikern.
Manfred Kästle berät überwiegend VdK-Mitglieder in allen Fragen rund um die Rente.  Foto: Marion Krüger-Hundrup


Marion Krüger-Hundrup Manfred Kästle wiegt den Kopf. "Theoretisch wäre es denkbar, dass sich junge Leute von uns beraten lassen. Aber sie kommen nicht", bedauert der stellvertretende Bamberger Kreisgeschäftsführer des Sozialverbandes VdK. Allein im ersten Halbjahr 2019 hat der Jurist Kästle mit fünf Kollegen rund 3500 Beratungen in allen Rechtsgebieten durchgeführt. Die Fragen kamen "von Arbeitern bis Akademikern". Es waren allesamt Männer und Frauen im gesetzteren Alter, die sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen.

Dabei sei es wichtig, dass sich schon die Jugend mit ihrer Altersvorsorge beschäftigt, betont Manfred Kästle. Denn "bei älteren Menschen lässt sich diesbezüglich nichts mehr korrigieren". Private Vorsorge beispielsweise durch eine abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherung sei umso bedeutsamer, je unsicherer die gesetzliche Rente in Zukunft werden könnte.

So facettenreich wie Erwerbsbiografien sind, so vielgestaltig zeigen sich auch die Probleme, die besorgte Arbeitnehmer in die VdK-Geschäftsstelle in der Mußstraße führen. Manfred Kästle schildert einen klassischen Fall: Ein Mann über 50 Jahre mit gesundheitlichen Problemen bezieht Krankengeld, dann Arbeitslosengeld II. Er hat große Angst, in Hartz IV abzurutschen. Kästle bringt eine Erwerbsminderungsrente ins Spiel, hilft dem Mann beim Ausfüllen der notwendigen Formulare. Als der Antrag abgelehnt wird, legt Jurist Kästle für seinen Mandanten Widerspruch ein. Mit Erfolg.

Verschiedene Lösungsansätze

"Wir suchen individuelle Wege und fragen zunächst: Wo steht der Mensch?", erklärt der VdK-Mann. Für den einen komme eine medizinische Reha in Frage, für die andere eine Fortbildung oder Umschulung. Einem weiteren wiederum könne der Arbeitsplatz durch eine Umgestaltung erhalten bleiben - und damit die gesetzlichen Rentenansprüche. "Wir versuchen Ängste zu nehmen, dass bei Grundsicherung und Aufstocken das Haus genommen wird", führt Manfred Kästle weiterhin als Beispiel aus der Beratung an.

Auch Fragen nach Hinzuverdienst im Alter, weil die Rente zum Leben nicht ausreicht, oder nach einkommensabhängigen Witwenrenten, nach betrieblicher Altersversorgung, nach der Steuerpflicht für gesetzliche Renten seien an der Tagesordnung.

Forderung: Alle sollen einzahlen

Den 62-jährigen Manfred Kästle treibt die Frage um, wie das deutsche Rentenversicherungssystem fit für die Zukunft gemacht werden kann. Er steht voll und ganz hinter der seit Mai laufenden Kampagne des VdK "Rente für alle statt Altersarmut!". Besonders eine Forderung hat es ihm angetan. Nämlich die, alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, also auch Beamte, Selbstständige und Politiker.

So hat er die Idee ausgebrütet, mit jungen Politikern über Altersversorgung und Rente zu diskutieren. Etwa auch darüber, warum Renten besteuert werden, nicht aber Vermögen. Die Veranstaltung findet am Freitag, 11. Oktober, ab 18 Uhr im Klemens-Fink-Zentrum am Babenberger Ring statt. VdK-Präsidentin Verena Bentele tauscht sich mit vier Bamberger Jungpolitikern aus. Die Moderation liegt beim Bamberger FT-Redaktionsleiter Michael Memmel. Junge und ältere Gäste sind zu diesem Abend eingeladen.