Taugt nicht? - von wegen
Autor: Markus Häggberg
Bad Staffelstein, Mittwoch, 17. März 2021
Jan Burdinski zeigte sich in Spiellaune. Aus der berühmten Eichendorff-Novelle ziselierte er eine Fast-One-Man-Show.
Eine berühmte Novelle auf die Bühne zu bringen, dazu gehört schon was. Jan Burdinski und sein Fränkischer Theatersommer machten aus Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" ein szenisches Spiel. Am Donnerstagabend hatten Besucher im Kurpark die Wahl: Pedanterie hier oder Glücksrittertum dort? Doch egal welche der aus dem klassischen Stoff sprechende Weltsicht einem nah war, getragen wurde sie allemal von einer guten Aufführung.
Doch, da schien sie wieder zu sein, die Lust auf kulturelles Erleben. Nach all den coronabedingten Aufführungsausfällen strömten dem Fränkischen Theatersommer an die 100 Besucher zu. Open Air.
Und so saß man dann an einer Stelle im Kurpark, bei der man sich wunderte, dass ihr Reiz nicht schon längst entdeckt worden ist. In Blickrichtung Gradierwerk links eine Baumreihe und rechts die leichte Anhöhe, die zu den Zuschauerrängen der Seebühne führt. So saß man angenehm abseits und durfte verfolgen, wie ein Mann auszog, sein Glück zu machen, sich aus heimatlicher Verengung zu lösen, bis nach Italien zu gelangen und letztlich der Heimat und der Liebe zuzufliegen.
Eine Art Entwicklungsroman, bei dem es der Betrachter ist, der sich entwickelt; eine Art Vorgriff auf so etwas wie die Entdeckung der Langsamkeit. Und doch: Romantik.
Kein Werk der Vollendung
Oder wie durfte man von Rüdiger Safranski auf dem ausliegenden Flyer über das Werk lesen: "Eichendorff ist kein Dichter des erfüllten Augenblicks, sondern der Sehnsucht, nicht des Ankommens, sondern der Abfahrt." Doch lässt sich das auch in einem Ein-Mann-Stück vermitteln?
Burdinski machte seine Sache gut. Nicht nur als Schauspieler, sondern vor allem auch als jemand, der zu gewichten hatte, was er von der berühmten Novelle weglässt, um es für eineinhalb Stunden auf die Bühne zu bringen. So machte er aus sich den Taugenichts.
Doch so ganz alleine war der Mann bei dieser Sache nicht, denn da gab es noch Mitstreiter Bogdan Lewandowski. Der Geiger war musikalischer Reisebegleiter, Requisite und Virtuose, und in gewisser Weise auch zuständig für klangliche Spezialeffekte.